Leo

Während der Schwangerschaft habe ich die Geburt als etwas gesehen, dass man hauptsächlich irgendwie überstehen muss und an das man danach nicht mehr denkt. Niemals habe ich damit gerechnet, dass die Geburt für mich zu einem Erlebnis wird, an das ich gerne zurückdenke und aus dem ich gestärkt hervorgehe.

Am Sonntag, 8 Tage vor ET, bin ich mit Bauchschmerzen aufgewacht. Es waren leichte, durchgängige Schmerzen und so ging ich nicht von Wehen aus, sondern dachte, ich hätte Magen-Darm-Probleme. Ich hab mich aufs Sofa gelegt, bis mein Partner mich überredete, mal die Hebamme anzurufen. Etwa um 14 Uhr kam Antje zu uns nach Hause. Sie stellte fest, dass der Muttermund etwa 1-2 cm geöffnet war. Da es mein erstes Kind war, gingen wir daraufhin alle davon aus, dass die Geburt noch lange dauern würde, vielleicht auch bis zum nächsten Tag. In der folgenden Stunde wurden die Wehen deutlich stärker, die Abstände immer kürzer und ich spürte auch zwischen den Wehen starke Schmerzen. Ich ging immer noch davon aus, dass die Geburt noch lange dauern würde und konnte mir nicht vorstellen, diese Schmerzen noch viele Stunden aushalten zu können. Plötzlich bekam ich Angst vor der Geburt und wollte ins Krankenhaus um Schmerzmittel zu bekommen. Wir riefen Antje wieder an und fuhren zum Glück doch ins Geburtshaus. Als wir dort ankamen hatte sie schon Wasser in die Wanne eingelassen. Antje und mein Partner haben die Taschen ausgepackt und das Bett bezogen. Ich habe davon kaum etwas mitbekommen und war ganz auf mich und die Geburt konzentriert. In der Wanne konnte ich mich sofort entspannen und die Wehen wurden deutlich angenehmer. Endlich hatte ich richtige Pausen zwischen den Wehen, in denen ich mich ausruhen konnte. Ich habe in der Wanne gekniet und mich am Wannenrand festgehalten. In den Wehenpausen konnte ich meinen Kopf ablegen.

Ich habe mich die ganze Zeit sehr wohl gefühlt. Sobald ich im Geburtshaus war, hatte ich keine Angst mehr. Es war für mich sehr wertvoll zu wissen, dass immer mindestens eine Hebamme für mich da ist und dass diese nicht unter Zeitdruck steht und gleichzeitig noch andere Frauen begleiten muss. Ich konnte es während der Geburt nicht gut ertragen, berührt zu werden. Antje hat das respektiert und nur wenig gemacht (z.B. Herztöne des Kindes abhören).

Ziemlich bald spürte ich einen Drang mitzuschieben. Die Presswehen waren für mich der angenehmste Teil der Geburt. Es ist alles einfach über mich gekommen und mein Körper wusste, was zu tun ist. Als Antje irgendwann sagte, dass der Kopf schon geboren ist, habe ich keinen Schmerz mehr gespürt und nur noch in Ruhe auf die letzte kleine Wehe gewartet. Um 17.34 Uhr ist Leo geboren. Ihn aus dem Wasser zu heben, in anzusehen und zu spüren – ein unbeschreiblicher Moment, den ich mir vorher so oft versucht habe vorzustellen.

Die Stunden danach verbrachten wir bei Kerzenschein im Bett vom Geburtshaus. Wir haben mit dem Baby gekuschelt, Tee getrunken, gegessen und versucht zu realisieren, was gerade passiert ist. Die Tage und Wochen danach waren wohl die intensivsten meines Lebens. Ich habe in dieser Zeit oft an die Geburt gedacht und versucht, mich an alle Details zu erinnern. Die Geburt war für uns eine beeindruckende Erfahrung und bleibt eine schöne Erinnerung.

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