Schon mit 15 Jahren wusste ich, dass ich später mal Kinder haben möchte und diese in
einem Geburtshaus zu Welt kommen sollen! Das war für mich schon immer der perfekte Ort
um zu gebären. Dann, 8 Jahre später, im Januar 2022, hielt ich einen positiven
Schwangerschaftstest in der Hand und, logisch, ich füllte erstmal das Online-Formular des
Geburtshauses aus, bevor ich meinem Freund Axel davon erzählte! (wir vermuteten aber
bereits dass ich schwanger war und hatten uns das so auch gewünscht :-))
Ich bekam bald eine Antwort und den Kontakt zu unserer Hebamme Theresa. Sie führte das
erste Vorgespräch mit uns und übernahm die Vorsorge-Untersuchungen.
So sahen wir Theresa regelmäßig und fühlten uns sehr wohl mit ihr.
Im Oktober, 8 Vorsorge-Untersuchungen später, war es dann so weit!
Der riesige Bauch hatte sich sichtbar gesenkt und ich hatte immer wieder ganz leichte
Kontraktionen, der Bauch wurde hart, Übungswehen also. Wir sagten dem Baby immer
wieder, dass es gerne auf die Welt kommen kann, wenn es bereit dafür ist.
Am Sonntag, drei Tage vor ET hatte ich nachts immer wenn ich wach wurde, leichte
Kontraktionen. Ich freute mich darüber, allerdings waren sie am nächsten Morgen wieder
weg und ich war mir unsicher, ob ich es mir nicht nur eingebildet hatte. Als ich mich zum
Mittagsschlaf hinlegte, kamen die leichten, angenehmen Kontraktionen immer wieder. Ich
konnte nicht einschlafen, also trackte ich die Abstände mal aus Interesse. Zwischen 14 und
15 Uhr kamen sie mal alle 11 Minuten und mal schon nach 6 Minuten, unregelmäßig also.
Ich gab Axel Bescheid, der gemütlich gegen 16:30 Uhr heim kam.
Ich hatte mich mit einer Entspannungsmethode auf die Geburt vorbereitet und hörte bereits
die Geburtshypnose. Das Ziel davon ist, sich in einem tiefenentspannten Zustand zu
befinden, auf eine tiefe Atmung während der Kontraktionen zu konzentrieren und ganz bei
sich und dem Baby zu sein. Das gelang mir gut. Als Axel da war, legte er sich kurz zu mir und
war erstaunt darüber, dass ich schon so tief versunken arbeitete. Er rief Theresa an und gab
ihr Bescheid, dass es losging. Sie machten aus, dass wir uns wieder melden, wenn`s
intensiver wird. Ich ging in die Badewanne, während draußen ein Unwetter wütete, trug
meine Kopfhörer mit der Hypnose und bekam nicht viel von der Außenwelt mit. Um 19 Uhr
gab Axel Theresa den Stand der Dinge durch: Kontraktionen alle 2 bis 3 Minuten, Kind
bewegt sich und wir kommen gut klar. Dann, als es langsam intensiver wurde, hatte ich
langsam das Bedürfnis ins Geburtshaus zu fahren. Kurz vor 21 Uhr telefonierte Axel nochmal
und wir verabredeten uns auf 21:45 Uhr in Hagelloch. Unsere Fahrt dauerte 15 Minuten, ich
hatte 5 Kontraktionen im Auto und jede Unebenheit war ziemlich unangenehm.
Im Geburtshaus angekommen, hatte Theresa schon alles vorbereitet. Ich setzte mich auf den
Sessel im Geburtsraum und Axel und Theresa holten unsere Sachen aus dem Auto und
bezogen das Bett mit unserer Bettwäsche. Dort legte ich mich dann hin. Theresa checkte die
Herztöne des Babies, meinen Puls und tastete nach der Kindslage. Dann besprachen wir
unsere Möglichkeiten, ich wollte erstmal auf dem Bett bleiben, liegend auf der linken Seite.
Nach einer Weile auf dem Bett, wollte ich gerne ins Wasser. Axel fragte Theresa danach. Die
Wanne war bereits gefüllt. Ich ging vorher nochmal zur Toilette und Theresa tastet noch
nach dem Muttermund, um den Stand der Dinge zu wissen, 4 – 5 cm geöffnet um 22:45 Uhr.
Dann ging`s um 23 Uhr ins Wasser. Die Kontraktionen waren alle 2 Minuten und hatten eine
Dauer von 45 – 60 Sekunden. Ganz schön intensiv! Ich fühlte mich wohl im Wasser, hörte
über Kopfhörer meine Hypnose, konzentrierte mich auf die Atmung während der
Kontraktion und entspannte mich in den Pausen. Mir ging es richtig gut. Theresa setzte sich
in den Vorraum und Axel und ich konnten uns bei ihr jederzeit melden.
Gegen Mitternacht setzte sich Theresa zu uns, beobachtete, checkte die Herztöne immer
wieder und trackte die Kontraktionen. Mir gings gut, ich war sehr fokussiert und bekam von
außen wenig mit, war aber ansprechbar. Um 00:30 Uhr fragte ich Theresa nach einen
erneuten Befund. Ich wollte wissen, wie weit ich schon bin, um meine Situation besser
einschätzen zu können. 7 – 8 cm, wow! Das motiviert mich! Trotzdem wurde es immer
anspruchsvoller. Ich war total müde und hungrig, konnte mir aber nicht vorstellen etwas zu
essen. Bis dahin lag ich auf der linken Seite im Wasser, mit dem Kopf auf meinem Arm am
Wannenrand abgestützt. Ich sagte, dass es mir langsam schwerfällt und Theresa macht
Veränderungsvorschläge (z.B. Positionsveränderung, Tönen, Rausgehen aus der Wanne…)
Ich verändere meine Position, knie mich nach vornegelehnt an den Wannenrand. Axel bietet
an, dass ich mich auf seinem Arm abstützen kann, denn der Wannenrand ist kalt und
unbequem. Ich befinde mich in der Übergangsphase, wie mir später klar wird. Ich bin eine
Weile lang nicht mehr so konzentriert und weiß nicht so recht, wie ich weiter machen soll.
Außerdem stört mich die immer noch intakte Fruchtblase. Ich taste regelmäßig danach, sie
drückt sich vor dem Köpfchen nach draußen und scheint mir wie eine Barrikade. Ich
versuche sie mit den Fingern zu beschädigen und nach dem dritten Versuch spüre ich, wie
warmes Fruchtwasser hinausströmt. Ich bin zufrieden und gebe Theresa Bescheid, dass die
Fruchtblase offen ist. Ich spüre, das Baby kommt näher und dann folgt in der nächsten
Kontraktion auch schon der Pressdrang. Es ist 02:00 Uhr, als ich zum ersten Mal mitpresse.
Das gefällt mir, endlich geht es voran. Ich taste immer wieder nach dem Kopf, er ist um
02:15 Uhr noch 1,5 cm vor dem Ausgang. Ich frage Theresa, ob das Kind immer weiter
rauskommt. Damit sie das sehen kann, rutsche ich am Wannenrand weiter nach rechts und
stelle ein Bein auf. Die Herztöne werden immer wieder kontrolliert, das Baby ist weiterhin
entspannt, es bewegt sich auch, was sich unangenehm anfühlt. Ich kann das weiche, warme
Köpfen mit seinen Haaren fühlen und weiß, es ist fast geschafft. Dann gleitet es um 02:46
Uhr etwas über den Damm und wieder zurück. Axel sieht das und freut sich. Das motiviert
mich so sehr, dass in der nächsten Kontraktion erst der Kopf und dann direkt das ganze Baby
ins Wasser flutscht! Ich nehme es hoch und setze mich hin. Nachdem das Wasser raus
gegluckert ist, schreit es kräftig. Ich bekomme ein Handtuch, welches ich um das Baby
wickle. Es beruhigt sich, ich schaue es an und streichle seine Stirn. Es ist ein Kasimir!
Dann färbt sich das Wasser um mich langsam rot und wir entscheiden, lieber aufs Bett zu
gehen. Theresa nimmt Kasimir und Axel und Anaïs helfen mir aus der Wanne. Im Bett
angekommen ist die Blutung unter Kontrolle. Nach kurzem Kuscheln kommt Kasimir zu Axel
und ich bin mit Plazentageburt und dem Versuch zu Pinkeln beschäftigt. Eine Stunde
vergeht, bis Kasimir zurück auf meine Brust kommt und dort bald ganz zufrieden trinkt. Wir
haben eine ganze Weile zu dritt Zeit uns kennen zu lernen. Anschließend versorgt Theresa
noch meine kleine Geburtsverletzung und Axel und Anaïs machen mit Kasimir die U1-
Untersuchung und ziehen ihn an. Dann kommt er nochmal zu mir, während um uns herum
alles zusammengepackt wird. Gegen 7:30 Uhr fahren wir zu dritt durch das neblige
Ammertal nach Hause! 🙂