Der 8. Oktober begann eigentlich ganz normal. Unsere fünfjährigen Zwillingstöchter waren in der Kita und Nachmittags bei ihrem Sprachfit in der Grundschule, was bis 17:00 Uhr ging. Meine Mutter war seit dem Wochenende da, da wir nicht wussten, wann unser Sohn sich auf den Weg machen würde. Den ganzen Tag über sagte ich meinem kleinen Bauchbewohner, heute nicht, ab morgen darfst du kommen, da ich die Zahl als 8 eigentlich nicht so gerne mag. Der ursprüngliche ET war sowieso eigentlich der 14.10, also rechneten wir auch nicht wirklich damit, das er heute kommt.
Unser Schatz entschied sich anders und zwar ziemlich plötzlich und deutlich. Ich spürte etwas, dachte aber wie üblich an Übungswehen. Da war es zwischen 19:30-19:40 Uhr. Mein Mann kommt immer gegen 19:15 Uhr heim und war dabei die Kinder ins Bett zu bringen. Ich war auf der Toilette, wo ich aber dann schon die Ahnung hatte, dass es sich um Wehen handelt, weil ich genau diese Schmerzen damals bei den Zwillingen hatte und damals verwechselt hatte. Also ging ich in die Badewanne, wo es sich dann schnell sehr deutlich als echte, heftige Wehen entpuppte. Von der Wanne aus schrieb ich meinem Mann per Handy, er soll bitte kommen. Er kam und ich sagte ihm er soll schon mal alles notwendige ins Auto bringen, es geht los. Mein Mann war natürlich jetzt sehr aufgeregt, sowie auch meine Mutter. Zumal unsere Johanna bei der, er zuvor gewesen ist, eben zu ihm sagte, noch bevor ich geschrieben habe, dass ihr Bruder heute kommt.
Ich merkte in der Badewanne sehr schnell, dass es ernster wurde und hatte große Mühe wieder raus zu kommen. Nachdem die erste Nummer die ich eingespeichert hatte nicht funktionierte war ich zudem leicht nervös und wir fanden zum Glück über die Homepage die richtige Nummer von Pia. Sie hörte mir dann auch wohl an, das es am besten ist sofort los zu fahren. Johanna bekam die ganze Aufregung mit und ich bat das sie von ihrer Oma weggebracht wird und mich nicht so sieht. Wir wollten gerade los, als ich noch mal schnell auf Toilette wollte, da merkte ich auch das etwas Fruchtwasser kam. Endlich im Auto fuhren wir los.
Zwischen den Wehen schrieb ich meiner Hebamme die uns dann zu Hause betreuen würde, weil es ausgemacht war, dass es jetzt los geht. Die Wehenstürme im Auto waren heftig und wir mussten von St. Johann Gächingen nach Tübingen. 45 Minuten Fahrt. Ich versuchte mich an den Vorbereitungskurs zu erinnern, den ich vor den Zwillingen hatte. Mit den Wehen zu atmen. Die Wehen als Wellen zu sehen, die vorüber gehen. Ich hängte mich an den Griff vom Beifahrersitz und fuhr während den Wehen halb stehend und veratmend. Den Sitz hatten wir zum Glück mit Wickelunterlagen und einer Inkounterlage von den Kindern abgedeckt, weil ich immer wieder einiges an Fruchtwasser verlor. Parallel hatte ich das Gefühl wir müssen es jetzt unbedingt bis zum Geburtshaus schaffen. Mein Mann verlor zwischendurch den Spruch, sind ja nur noch 3h bis zum 9. Oktober, aber ich glaubte nicht wirklich daran dass er noch solang im Bauch bleibt. Mein Mann und ich waren beide sehr froh als wir das Geburtshaus erreichten. Mein Mann war wohl etwas schneller gefahren und hatte auch rote Ampeln mitgenommen.
Pia erwartete uns und hatte für uns die Hiobsbotschaft, dass ich noch die Treppe hoch musste. Aber irgendwie schaffte ich das. Oben sollte ich die nassen Hosen von mir schmeißen und dann ging es sehr schnell dazu über das ich mich vor das Bett auf eine Unterlage kniete. Jetzt durfte er kommen und ich durfte nachgeben. Es war nur schwierig als Pia zwischendurch meinte ich soll jetzt langsam machen. Auf jeden Fall waren wir gerade mal zehn Minuten im Geburtshaus, da war unser kleiner Mann auch schon da und lag vor mir. Am 8.Oktober 21:10 Uhr geboren. Ich konnte es kaum begreifen das es jetzt Wirklichkeit ist.
Pia sagte mir, ich soll ihn hoch heben und zum Bett zu gehen. Irgendwie hatten mein Mann und sie das Laken noch schnell drauf gezogen und Kissen und Bettdecke bezogen. Es war für mich ein ganz neues Gefühl ein neugeborenes, glitschiges Baby selbst hoch zu heben, was ja auch noch an mir hing. Mein Mann teilte es noch schnell meiner Mutter mit, die eigentlich informiert werden wollte, wenn wir im Geburtshaus sind, aber Pia hatte vorher zu ihm gemeint, sie kann dann gleich schreiben, wenn er da ist.
Jetzt hieß es zur Ruhe kommen, die Nachgeburt kam unproblematisch und wir durften ganz viel kuscheln und alles in unserem Tempo angehen. Wir durften sagen wann mein Mann ihn abnabeln soll und wann wir uns die U1 wünschen. Bei der U1 hatte unser Sohn 3510g, 53cm Länge (Bei der U2 beim Kinderarzt angeblich 49cm) und einen Kopfumfang von 35cm. Bei mir musste Pia etwas nähen, dass war noch mal ziemlich unangenehm.
Zwischendurch kam Inna unerwartet vorbei, die eigentlich Rettungsdienst hatte und begrüßte mit ihrem Kollegen unseren kleinen Sohn. Gegen 0:00 Uhr packten wir allmählich zusammen, ich ging ins Bad um mich etwas zu waschen und dann umzuziehen. Mein Mann hat alles ins Auto gebracht, zuletzt trug er unseren Sohn. Ich saß die Rückfahrt bei ihm hinten. Gegen 1:00Uhr kamen wir zu Hause an, meine Mutter kam uns entgegen, sie hatte nicht so früh mit uns gerechnet, war aber natürlich auch hin und weg von dem Kleinen. Sie hat am 9. Oktober Geburtstag.
Es war gar nicht so einfach dann zu schlafen, trotz Müdigkeit. Mein Mann schläft sowieso getrennt von uns, aber meine eine Tochter schlief im Schlafzimmer, wo sich Oma mit ihr hingelegt hatte. Ich versuchte kurz den Kleinen in sein eigenes Bett zu legen, brachte es aber nicht übers Herz weil mir die Distanz bis zu uns zu groß schien (direktes Beistellbett ist aus Platzgründen nicht möglich) und legte ihn dann im großen Bett in die Mitte zwischen seiner Schwester und mir. Endlich eingeschlafen wurden wir gegen 4:00 Uhr wach und Johanna registrierte ihren neugeborenen Bruder neben sich und konnte vor Aufregung dann nicht mehr einschlafen. Unsere Katharina hat in ihrem eigenen Bett zumindest noch bis 5:30 Uhr geschlafen, bis Johanna sie geweckt hat.
Ich bin ins Geburtshaus gegangen weil ich die zwei Wochen Krankenhaus 2019 bei den Zwillingen in schlechter Erinnerung hatte. Mir ist damals die Decke auf den Kopf gefallen. Außerdem hatte ich mir eigentlich eine Wassergeburt gewünscht, was bei Zwillingen grundsätzlich nicht geht, dazu war er aber viel zu schnell. Generell empfand ich die Geburt selbst als schlimmer, als damals wo die Zwillinge nach Einleitung spontan kamen und ich sehr wenig Wehen hatte. Ich hab sogar zwischen den beiden damals noch mal wehen fördernde Medikamente gebraucht und Kathi kam über zwei Stunden nach Jojo. Das tolle am Geburtshaus war das ankommen hinterher und die Kuschelzeit und Mitbestimmung. Unsere Zwillinge wurden damals zur Untersuchung aus dem Raum mitgenommen und dann haben wir lange nichts von ihnen gehört und schließlich nur Johanna zurück bekommen und Katharina wurde direkt auf die Kinderstation gebracht.
Wir bedanken uns herzlich bei Inna, die mich den größten Teil bei den Terminen im Geburtshaus betreut hat, bei Pia, die uns bei der Ruckzuck-Geburt betreut hat und bei Anja, die mit uns den bürokratischen Teil gemacht hat. Ansonsten bedanken wir uns natürlich auch bei allen anderen die im Geburtshaus arbeiten, immer sehr nett waren wenn man sie gesehen hat und einen reibungslosen Ablauf gewähren.