Wir freuten uns sehr auf unser Kind, wurden aber noch lang nicht ungeduldig. Am Donnerstag spürte ich schon den ganzen Tag, dass das Kind wohl nicht mehr lang im Bauch bleiben würde. Vormittags waren wir noch bei Eva Lotte zur Akupunktur, nachmittags schlief ich eine Stunde, was sehr gut tat, weil wir in der kommenden Nacht nur 2 Stunden schliefen. Ich wachte nachts auf, weil ich zur Toilette musste und merkte in den nächsten paar Stunden, dass sich der Schleimpfropf löste. Inzwischen hatte ich unregelmäßige Wehen. Wir hatten mehrmals in der Nacht mit Pia telefoniert, die uns half, die Anzeichen einzuordnen. Morgens um sechs wurden die Wehen regelmäßig, wie mein Mann erstaunt und bewundernd feststellte. Er frühstückte noch, dann machten wir uns um acht auf den Weg nach Tübingen. Trotz Berufsverkehr kamen wir wie geplant nach einer halben Stunde Fahrt im Geburtshaus an, wo uns Eva Lotte im unteren Raum empfing. Mein Mann bezog das Bett und pausierte immer wieder, um mich in der Wehe zu unterstützen. Ich durfte seine Hand quetschen und er war ein guter Halt für mich. Um halb elf ging ich in die Badewanne, die ich erst abgelehnt hatte, aber dann doch annehmen wollte. Das warme Wasser tat so gut! Die Wehenabstände wurden wieder etwas länger und ich konnte nochmal zur Ruhe kommen, döste zwischendurch auch nochmal für wenige Minuten. Ich drückte die Hand meines Mannes immer noch kräftig, aber die Wehen waren noch gut auszuhalten, sodass ich sogar ein paar Salzbrezelchen essen konnte. Ich trank sehr viel, weil ich großen Durst hatte. Nachdem ich eine gute Stunde im Wasser war, schlug Eva Lotte vor, ich solle heraus kommen, damit wieder etwas mehr Schwung in die Geburt käme. Es fiel mir sehr schwer, aus der Wanne zu kommen, weil der Bauch so schwer war und die Wehen plötzlich wieder viel stärker wurden. Ich wartete noch eine Wehe ab und wagte es, an der Hand herauszusteigen, obwohl ich mein Bein schier nicht hoch bekam, um über den Rand zu steigen. Ich schaffte es nicht einmal, vor der nächsten Wehe wieder im Geburtsraum zu sein, was aber nicht schlimm war, weil ich sowieso in meiner Welt war und fast die ganze Zeit meine Augen geschlossen hielt.
Wieder im Geburtsraum angekommen, probierten wir noch eine Postition aus, die wir aus dem Vorbereitungskurs kannten, verwarfen sie aber schnell, nachdem ich sie sehr unangenehm fand. Letztlich kniete ich mich auf die Matte vor dem Bett, während mein Mann auf der Bettkante saß. Ich spürte einen immer stärker werdenden Druck, der erst nachließ, als die Fruchtblase um Viertel nach zwölf sprang. Ich spürte das warme Fruchtwasser und hörte die erstaunten Reaktionen meines Mannes und von Eva Lotte. Es war sehr grün, und wie wir im Nachgespräch erfuhren, hätten wir in die Klinik gemusst, wäre die Blase früher gesprungen. Aber so atmete und schwitzte ich weiter im Geburtshaus. Das Kind hatte die ganze Zeit über stabile Herztöne, was alle sehr beruhigte und es schob auch gut mit.
Immer noch vor dem Bett kniend sollte ich abwechselnd die Beine aufstellen, was mir sehr schwer fiel, dem Fortschritt aber wohl gut tat. Um kurz vor eins kam Pia dazu. Ich bekam nicht viel von ihr mit, wusste aber, dass sie da war und das genügte. Eva Lotte redete mir immer gut zu und nannte mich auch beim Namen. Mal sagte sie, ich solle langsam machen, dann ermutigte sie mich zum Mitschieben. Das half mir sehr. Ich sagte mir unter Stöhnen und Tönen, dass das Kind kommen dürfe. Es müsse jetzt heraus und wir schafften das. Dann wurde der Kopf geboren und zwei Minuten später purzelte das Kind heraus. Ich war sehr hilflos und überfordert, also hob Eva Lotte es auf und drückte mir das schreiende Kind an den Oberkörper. Sie und mein Mann verfrachteten uns ins Bett. Warme Handtücher umhüllten uns und ich konnte wieder durchatmen. Ich war so erleichtert und wir freuten uns so sehr. Wir konnten erstmal kurz allein zu dritt sein, bevor nach einer halben Stunde die Plazenta spontan und problemlos geboren wurde. Mein Mann nabelte unseren Sohn ab, nachdem die Nabelschnur auspulsiert hatte. Eva Lotte untersuchte mich nach Geburtsverletzungen und nähte mich später, während Papa und Sohn bonden konnten. Die U1 führte Eva Lotte mit meinem Mann durch und ich ruhte mich im Bett aus. Das erste und zweite Anlegen funktionierte nicht so gut, wir waren aber zuversichtlich. Pia und Eva Lotte halfen uns beim Packen und so machten wir uns um 16 Uhr wieder auf den Weg nach Hause.
Wir genossen die erste Zeit zu dritt im Geburtshaus sehr und waren Gott so unglaublich dankbar, dass alles so wunderbar geklappt hatte. Ich fühlte mich wirklich sehr wohl und dadurch auch sicher. Mir hatte im Vorhinein geholfen, die Vorsorgeuntersuchungen auch in dem potenziellen Geburtsraum zu machen, um mich auf den Raum einstellen zu können. Pia und Eva Lotte hatten uns während der Schwangerschaft kompetent und liebevoll begleitet, sodass wir positiv und hoffnungsvoll auf die Geburt schauen konnten.