Ich durfte Dank einer unglaublich tollen Betreuung eine sehr positive Geburtserfahrung machen und unserer Tochter einen tollen Start ins Leben ermöglichen. Trotz unfassbar großer Schmerzen werde ich die Geburt in sehr guter Erinnerung behalten.
In den Tagen vor der Geburt habe ich schon bemerkt, dass sich etwas verändert hat. Ich hatte immer wieder – vor allem bei Bewegung – Senkwehen über längere Zeiträume. Begonnen hat der Geburtsprozess unserer Tochter am Montagabend gegen 21 Uhr als wir einen Film geschaut haben. Alle 20-30 min hatte ich deutlich spürbare Wehen. Am Vormittag war bereits mein Schleimpfropf abgegangen. Ab ca. 23 Uhr haben sich die Abstände auf etwa alle 10 min verkürzt und ich habe bereits damit begonnen die Wehen leicht zu veratmen. Wir sind dann normal ins Bett gegangen und ich habe versucht, so gut es eben ging, zwischen den Wehen zu schlafen. Zwischen den leichteren Wehen waren ca. 3 richtig heftige dabei, bei denen es sich so angefühlt hat, als würde unsere Tochter ihren Kopf feste ins Becken drücken. Als sehr angenehm habe ich es empfunden, wenn Ludwig meinen Bauch von unten etwas gestützt hat.
Gegen Morgen wurden die Abstände etwas größer, sodass ich mich nochmal gut erholen konnte. Um etwa 7 Uhr haben wir Silke Bescheid gegeben. Die Wehen haben etwas nachgelassen nachdem ich Zuhause in der Badewanne war und wir konnten erstmal in Ruhe frühstücken. Gegen Mittag haben sich die Wehen verstärkt und die Abstände auf alle 4-5 min verkürzt, weshalb wir uns um 14 Uhr mit Silke im Geburtshaus getroffen haben.
Die Autofahrt hat wohl sehr beruhigend auf meinen Körper gewirkt, da die Wehen dadurch deutlich nachgelassen haben. Das Abtasten hat ergeben, dass der Gebärmutterhals zwar verstrichen, der Muttermund aber noch geschlossen war. Da ich mit den Wehen noch sehr gut zurechtgekommen bin, haben wir gemeinsam beschlossen wieder nach Hause zu fahren und später wieder zu kommen. Als wir um ca. 15:30 Uhr wieder Zuhause angekommen sind, war ich ganz schön erschöpft und habe versucht mich etwas hinzulegen. Richtig erholen konnte ich mich aber nicht, da ich die Wehen im Liegen als deutlich intensiver wahrgenommen habe. Um vielleicht doch noch etwas entspannen zu können, bin ich gegen 17 Uhr in die Badewanne gegangen. Die Wehen kamen dort etwa alle 4-5 min und waren im warmen Wasser gut auszuhalten. Als ich nach ca. 30 min wieder aus der Wanne gestiegen bin, haben sich die Wehen schlagartig intensiviert und kamen jetzt alle 2 min und häufiger. Ich habe es in den Wehenpausen kaum geschafft mich anzuziehen. Die zwei Buscopan-Zäpfchen die ich zu dieser Zeit genommen habe, haben leider kaum geholfen. An ein leises Veratmen war auch nicht mehr zu denken, sondern ich musste ziemlich laut Tönen und Schreien. Rückblickend bin ich mir sicher, dass die Latenzphase nun vorbei war und ich mich wirklich unter Geburt befand. Um 18 Uhr haben wir Silke angerufen und ausgemacht, dass wir uns jetzt auf den Weg ins Geburtshaus machen. Die Fahrt dorthin war kaum auszuhalten, da ich mich auf dem Sitz so schlecht bewegen konnte. Um irgendwie mit dem Schmerz umgehen zu können, habe ich ziemlich laut geschrien.
Im Geburtshaus angekommen haben Silke und Studentin Laura schon gewartet und versucht mich etwas zu beruhigen. Auf Knien und Unterarmen habe ich versucht die Wehen einigermaßen kontrolliert zu vertönen, was mir jedoch nicht wirklich gut gelungen ist. Meist habe ich den Schmerz einfach raus gebrüllt. Mein Muttermund war zu diesem Zeitpunkt 4-5 cm eröffnet, was mich etwas frustriert hat, da ich nicht wusste, wie ich die Schmerzen noch arg viel länger aushalten sollte. Um die Position des Kopfes noch besser bestimmen zu können ist Pia kurz später dazu gekommen. Da mir warmes Wasser Zuhause so gutgetan hat, bin ich auch im Geburtshaus in die Badewanne gegangen. Die Wärme hat mir in diesem Stadium leider nur sehr wenig Linderung verschafft und mit jeder Wehe wurde ich verzweifelter und habe einfach nur noch gebrüllt. Wenn ich mich nicht gerade hin- und her geworfen habe, war ich in einer knieenden Position. Silke, Pia und Laura haben trotz allem eine totale Gelassenheit ausgestrahlt und mich in den Wehenpausen zu einer ruhigeren Atmung angeleitet. Meine Verzweiflung war dennoch so groß, dass ich mir im Nachhinein sicher bin, dass wenn ich im Krankenhaus gewesen wäre und man mir Schmerzmittel oder eine PDA angeboten hätte ich wahrscheinlich ja gesagt hätte, obwohl ich mir vorgenommen hatte es ohne zu schaffen.
Was mich sehr viel Kraft gekostet hat war, dass ich in den Wehenpausen keine wirkliche Erholung von den Schmerzen hatte, da ich sehr intensiv wahrgenommen habe, wie unsere Tochter den Kopf durchs Becken gedreht hat. Etwas Erleichterung kam mit dem Pressdrang. Der Schmerz war zwar der gleiche, aber ich konnte ihn besser „weg drücken“ und außerdem war ein Ende in Sicht. Auf Empfehlung von Silke war ich auch kurz im Prinzenstand und habe erfühlt, wie weit der Kopf schon nach unten gekommen war. Sehr hilfreich fand ich ein Tuch das von der Decke hing an dem ich mich festhalten konnte.
Ganz zum Schluss ist Ludwig zu mir in die Badewanne gekommen und hat sich hinter mich gesetzt, was unglaublich gutgetan hat. Mit voller Power haben wir die letzten Wehen gemeinsam gemeistert. In den Wehenpausen ist das Köpfchen immer wieder deutlich zurückgerutscht, wodurch sich mein Gewebe langsam aufdehnen konnte. Als das Köpfchen geboren wurde hat es sehr gespannt, die Erleichterung war aber riesig. Eine Wehe und zweimal pressen später war unsere kleine Tochter um kurz vor 9 Uhr geboren. Bevor ich sie auf die Brust nehmen konnte hat Silke noch die Nabelschnur entwirrt. Das Gefühl diesen kleinen Menschen das erste Mal sehen zu können, war unbeschreiblich.
Kurz nachdem ich von der Badewanne zum Bett gelaufen bin, kam auch schon die Plazenta. Anschließend haben wir etwas Zeit gehabt um in Ruhe zu kuscheln und unsere kleine Tochter hat sehr gut an meiner Brust angesaugt. Zum Glück hatte ich nur zwei kleine Labienrisse, welche etwas später mit jeweils zwei Stichen von Silke genährt wurden, während Laura die U1 gemacht hat. Nachdem wir uns etwas erholt hatten, sind wir mit unserer kleinen Tochter um 23:15 Uhr nach Hause gefahren.
Auf der Heimfahrt habe ich eine unglaubliche Dankbarkeit und eine tiefe Ehrfurcht vor dem verspürt, was Silke, Pia und Laura für uns getan haben. Ich bin tief bewegt, mit welcher Ruhe, Zuversicht und Gelassenheit ich durch diese schmerzhaften Stunden der Wehen getragen wurde. Ich hätte mir keine bessere Betreuung wünschen können. Ich bin mir sicher, dass ich diese tolle Erfahrung vor allem deshalb machen durfte, weil ich mich für eine Geburt im Geburtshaus entschieden habe.