Der errechnete ET war vor 4 Tagen, ein Zustand den ich mir nicht gewünscht hatte, denn ich kann ein sehr ungeduldiger Mensch sein. Auch meine zwei ersten Kinder habe ich im Bauch beschworen mich nicht warten zu lassen. So auch das Jetzige, aber es zeigte sich schon hier: „Jedes Kind ist anders“.
Geplant war für diesen zweiten November eine Fahrt zu Ikea, um noch ein paar Kleinigkeiten zu besorgen. Mein Mann musste arbeiten und bestand deshalb darauf, dass eines der großen Kinder (11a & 13a)mitfahren sollte. Da Ferien waren und sie nichts Besseres vorhatten wollten beide mit.
Morgens um 6 Uhr beim Aufstehen stellte ich eine leichte Blutung fest und hatte auch schwache Wehen. Super, der ET rückte in greifbare Nähe. Damit war für mich das Schreckgespenst einer Einleitung 14 Tage nach dem errechneten ET gebannt, aber gleichzeitig blieb ich ruhig, denn diese Zeichen können auch Tage vor der Geburt einsetzen. Meinem Mann teilte ich dies auch so mit und er war beruhigt an diesem Tag Homeoffice zu haben. Die Wehen hörten dann erwartungsgemäß auch wieder auf. Geplant nahm ich um 11:00 Uhr meinen Hebammentermin bei Silke war. Sie freute sich ebenfalls über diese Zeichen und machte zur Sicherheit ein CTG, welches natürlich keine Wehe zeigte, so dass sie mir einen schönen Ikea-Ausflug wünschte.
Die Großen zogen bei Ikea auf eigene Faust los, so dass ich in aller Ruhe flanieren und meinen Zettel abarbeiten konnte bis erneut Wehen einsetzten. Da die Heimfahrt eine dreiviertel Stunde dauern würde rief ich die Kinder an, damit wir uns auf den Weg machen konnten. Im Auto konnten wir die Wehenabstände gut messen, da ich die Wehen veratmen musste und alle einen guten Blick auf die Uhr hatten. Die Abstände betrugen 12 Minuten also bestand immer noch kein Grund zur Besorgnis, dass konnte ich so auch gut den großen Geschwistern vermitteln. Als wir zu Hause ankamen setzten die Wehen aus. Also wieder falscher Alarm. Es war jetzt ca. 15:30 Uhr.
Gegen 17:00 Uhr setzten die Wehen wieder ein. Sie ließen sich gut veratmen, so dass ich sicher war, das sind noch keine Geburtswehen. Außerdem kamen sie nicht regelmäßig. Immer wenn ich die Zeit nahm kamen mal 3 Wehen alle 12 Minuten und dann war wieder für eine halbe Stunde Ruhe. Um 18:00 Uhr schickte ich Silke, dann eine Vorab-SMS um ihr mitzuteilen, dass ich alle 10 Minuten Wehen hätte.
Dann gegen 20:00 Uhr nahm die Intensität der Wehen zu, aber nicht die Regelmäßigkeit. Um 20:30 Uhr riefen wir Silke an, da die Wehen jetzt richtig fies waren und teilweise 3 direkt aufeinander folgten, und vereinbarten uns gegen 21:00 Uhr im Geburtshaus zu treffen. Den Großen haben wir einen Film angemacht und sie wurden instruiert wann sie ins Bett gehen sollten. Dann verließen wir um 21:35 Uhr das Haus. Ich setzte mich ins Auto, hatte aber zu wenig Platz, musste wieder aussteigen und fühlte einen starken Druck nach unten, so dass ich zurück ins Haus drängte und meinem Mann sagte er solle den Notarzt rufen. Die Überlegung war, dass der Notarzt vermutlich schneller als Silke da sein könnte und ich brauchte Unterstützung. Auf dem Weg ins Haus platzte dann die Fruchtblase, puhh, es war also noch nicht das Köpfchen gewesen. Und der Druck war somit weg. Also wollte ich mich schnell umziehen und dann doch ins Geburtshaus fahren.
Im Bad allerdings kam die nächste Wehe, die klar machte, das Baby wird hier geboren werden. Ich ging in den Vierfüßlerstand, dass fühlte sich einfach richtig an und riß alle Handtücher aus dem Regal und scharrte sie unter mich. Die Kinder bat ich um Decken, die sie promt brachten und mein Mann rief Silke an, um sie umzuleiten. Dieser Anruf erreichte Silke um 20:49 Uhr, da mein Mann vergessen hatte, dass er Silkes Nummer hatte, somit mein Handy suchte und die Kinder es für ihn entsperren mussten.
Als erste kamen die „Helfer vor Ort“ (HvO) und sie hatten eine Hebamme dabei, zum Glück. Sie erfasste die Situation sofort. Erklären war auch von meiner Seite nicht mehr möglich, da ich die erste Presswehe schon veratmet hatte, denn ich hatte Sorge, ob der Muttermund weit genug geöffnet wäre. Sie stellte sofort fest, dass die Nabelschnur doppelt um den Hals lag und endlich durfte/sollte ich pressen, um das Baby „befreien“ zu können. Dazwischen traf der Notarzt ein und erklärte in der Badezimmertür stehend, er werde jetzt einen Zugang legen. Meinen Einwand, dass ich keinen bräuchte, wischte er beiseite mit, dass müsse sein. Aber da gab die Hebamme mir das Startsignal zum Pressen.
Nach 2-3 Presswehen, war unser Baby geboren. Es lag unter mir auf einem Handtuch und ich durfte es zu mir vor ziehen. Die Hebamme kam auch vor und fing jetzt an das Baby zu massieren, denn einerseits war es recht blau, was direkt nach der Geburt aber nicht ungewöhnlich ist. Ihr machte jedoch Sorge, dass es so ruhig war. Doch da schlug es die Augen auf, sah uns alle an und es wurde zusehends rosiger. Ich durfte es aufnehmen und die Hebamme nabelte es direkt ab, da ihr die Nabelschnur so kurz erschien.
Ich glaube da traf Silke ein, lt. ihrem Geburtsbericht um 21:06 Uhr und das war gut so.
Sie sorgte dafür, dass der Notarzt ohne uns abgefahren ist, verabschiedete die HvO und organisierte, dass unsere Stube ein Nachgeburtszimmer wurde mit einer umfunktionierten Couch als Bett, gedimmten Licht, einem warmen Wickelplatz, mit Katharina, der zweiten Hebamme und Leonie, der Hebammenschülerin.
Als Silke fragte, was wir denn nun bekommen haben, stellten wir fest, dass wir das vor lauter Aktion noch nicht wussten. Aber nun war die Ruhe da, um die Decke zu heben und feststellen zu können, dass wir ein Mädchen haben. Sie trank auch gleich das erste Mal und ihre großen Geschwister kamen sie bestaunen und wurden im Gegenzug mit großen Augen angeschaut.
Später als Silke ihren Bericht schrieb und nach dem Namen fragt, berieten mein Mann und ich kurz, aber es war schnell klar, dass eine kleine Rosa unsere Familie bereichert hat.
Zusammenfassend möchten wir allen danken die irgendwie beteiligt waren (und bei dieser Geburt waren doch eine Menge Personen involviert) und festhalten, dass alles perfekt zusammengepasst hat, so wie es war.