Anouk

Ehrlich gesagt, weiß ich gar nicht genau wann es los ging. Lange Zeit war mir nicht bewusst, dass der „Geburtsprozess“ in Gange ist. Es ist fünf Uhr früh als ich das erste Mal auf die Uhr schaue. Noch kann ich die Wehen liegend veratmen was kurz darauf ins Stehen wechselt. Bisher gehe ich noch davon aus, dass es sich hierbei um Übungs-/ Senkwehen handelt. Wie von Anja (meine Hebamme) „angewiesen“ versuche ich diese Wehen zu bejahen. Beine öffnen und beim Ausatmen in die Hocke (ca. so wie Squats). Kurze Zeit darauf habe ich Durchfall und muss Spucken. Das – kommt mir etwas komisch vor. Weiterhin versuche ich jede Wehe zu „bejahen“ und der Kleinen damit zu sagen – ja ich bin bereit du kannst kommen. Irgendwann gehe ich wieder ins Schlafzimmer zu meinem Mann. In der Nacht bin ich ins Wohnzimmer gezogen um ihn nicht zu wecken. Ich frage ihn ob er mir eine Butterbrezel beim Bäcker holen kann. Ich veratme die Wehen weiterhin mit anderer Position im Schlafzimmer. Während Nils (mein Mann) Essen holt rufe ich Anja an und berichte ihr vom bisherigen Verlauf und frage unsicher „ist das der Beginn der Geburt?“. Anja meinte nur fröhlich, dass das alles Anzeichen seien. Ich solle versuchen mich auszuruhen und dann einfach nochmal anzurufen. Ich freue mich „es geht los“. Von der heiß ersehnten Brezel bekomme ich nur zwei Bissen runter…wenigstens Nils konnte richtig frühstücken. Die Wehen wurden nach und nach stärker aus dem stillen veratmen wurden die (Ja-)„Aaaaahs“. Mein Mann unterstützt mich sehr gut dabei. Er „aaht“ mit und ermöglicht mir, jedes Mal wenn ich in die Hocke gehe, mich bei ihm fallen zu lassen, sodass keine Last auf den Beinen ist -> das hat super geholfen. Irgendwann habe ich einen kurzen Moment wo ich denke „ich mag nicht mehr“ – diesen lege ich aber ganz schnell wieder zur Seite. Bis dahin hatte ich mir immer ausgerechnet wie lange das noch gehen könnte bis unsere Kleine da ist. Das ist der falsche Ansatz! Statt dessen dachte ich ab dem Moment nur noch von Wehe zur Wehe. Sowie bei Momo der Straßenfeger Bepo von „Laterne zur Laterne. Irgendwann in dem Zeitraum bin ich nochmal auf die Toilette und bemerkte einen leicht rötlichen Ausfluss. Anja beruhigt uns „ja das kann gut sein, dass kann passieren, wenn sich der Muttermund öffnet“. Ein gutes Zeichen wir machen weiter. Einige Zeit darauf meine ich zu meinem Mann ich würde jetzt gerne ins Geburtshaus. Nils ruft Anja an und gibt Bescheid. Um ca. 13:15 Uhr treffen wir im Geburtshaus ein. Ich ziehe meine Jacke aus gehe ins Zimmer bereit für die nächste Wehe. Anja strahlt mich an und macht mir das Ausatmen vor, um mich dem Kind zu öffnen. Das gibt mir Mut. Mein Mann bezieht das Bett und ist dann auch schon wieder für mich da. Ich wechsle die Positionen von, stützend an Leiter/ Bett zu Wickelkommode hindurch. Zwischen den Wehen setzte ich mich ab und an hin. Der Schleimpfropfen löst sich – wieder einen Schritt weiter. Irgendwann frägt Anja ob ich baden möchte und meint, dass sie einfach mal Wasser einlässt. Sie weiß genau, in welcher Phase ich bin und was mir gut tut. Also gehe ich dem nach. Gegen 15:00 Uhr bin ich im Wasser. Es tut gut und was soll ich sagen -> die Presswehen setzen ein. Wow denke ich so weit bin ich schon. Ich bin im Vierfüßler im warmen Wasser. Die Presswehen sind gewaltiger aber das schöne ist, es gibt immer eine Pause zwischen drin. Nils unterstütz mich weiterhin und ermutigt mich. Anja hört immer wieder die Herztöne der Kleinen ab. Mittlerweile ist auch die zweite Hebamme Bettina eingetroffen. So geht es von Wehe zur Wehe. Bei der vorletzten Wehe meinte Anja ich soll der Kleinen sagen, dass wir noch einmal Pause machen, damit sich das bei mir da unten noch etwas dehnen kann. Es funktioniert, die Kleine hört und ich habe nochmal Pause. Unten an der Scheide spüre ich bereits die Fruchtblase, die bis dahin noch nicht geplatzt ist, rauskommen. Ich halte meine Hand hin und rede in Gedanken mit der Kleinen. In der letzten Wehe ging alles sehr schnell. Auf einmal war die kleine Maus draußen. Ich sagte noch verzweifelt sie ist weg. Aber Anja hat sie schon vorsichtig aus dem Wasser gehoben und mir auf dem Bauch gelegt. Ein unfassbar schöner Augenblick! Die Fruchtblase hat bis zum Schluss gehalten und ist erst beim Austreten geplatzt.

Ganz großen Dank gilt hier Anja: Danke für diese schöne Geburt. Nils und ich fanden dich bereits nach dem ersten Gespräch sympathisch. Du hast es geschafft, mir die Angst vor der Geburt zu nehmen. Auch wegen dem Stillen warst du von Anfang überzeugt, dass das auch bei mir kein Problem ist. Nach jedem Besuch und Gespräch mit dir ging ich bestärkt und mit Freude wieder heim. Auch die Kleine reagierte jedes Mal freudig im Bauch.

Vielen Dank für die liebevolle, vertraute Atmosphäre bei euch.

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