Lian Gabriel

07:01 Uhr

Am Abend vor der Geburt hörte ich eine geführte Meditation zum Thema Abschied nehmen von der Schwangerschaft. Es flossen ein paar Tränen, doch plötzlich war ich bereit mein Baby zu empfangen und Mutter zu sein. Um ca. 03:30 Uhr wachte ich unter starken Schmerzen auf. Und ich wusste sofort, das sind Geburtswehen. Mein Mann wurde aufgrund meines Schreiens sofort mit mir wach. Und 5 Minuten später kam bereits die nächste sehr intensive Wehe. Ich wies 45 Minuten später meinen Mann an das Wasser in die Badewanne einzulassen. Ich wollte nicht zu früh losfahren, eventuell würden die Wehen ja etwas weniger intensiv werden. Tatsächlich waren die Wehen in der warmen Wanne besser auszuhalten. Doch die Abstände verkürzten sich auf 4 Minuten. Mein Mann rief Silke an und wir verabredeten uns um 5:30 Uhr im Geburtshaus zu sein. Allerdings ging plötzlich alles schleppend, ich stieg aus der Wanne und merkte eine Veränderung. Die Wehen waren plötzlich noch intensiver. Ich stieg die Treppen hoch. Und die Abständer verkürzten sich noch weiter. Mühsam schleppten wir mich ins Auto und hofften, dass Silke Recht behalten würde und sich die Wehenabstände bei der Fahrt wieder vergrößern würden. Dem war leider nicht so. Wir waren erst 2 Minuten unterwegs und ich bemerkte einen Pressdrang. Ich war kurz davor meinem Mann zu sagen, er solle jetzt ins örtliche Krankenhaus fahren, da ich die 40 minütige Fahrt nicht schaffen würde. Doch dann sagte ich mir selbst, dass ich erst seit 2 Stunden Wehen habe und meine Fruchtblase war auch noch nicht geplatzt. Ich bereute diese Entscheidung keine 10 Minuten später. Der Pressdrang war kaum auszuhalten. Wir hielten zwei mal an und irgendwann schrie ich: Lian du kannst jetzt noch nicht kommen! Du musst noch drinnen bleiben! Und wies daraufhin meinen Mann an das letzte Stück durchzufahren. Ich war unendlich froh endlich im Geburtshaus zu sein und Silke an meiner Seite zu haben. Als wir im Geburtsraum ankamen riss ich mir die Hose runter und fing sofort mit Pressen an. Silke bestätigte uns, dass wir bereits sehr weit waren. 10 Minuten nach unserer Ankunft kam beim Pressen die Fruchtblase. Ich konnte sie ertasten. Antje stieß irgendwann dazu, ich bekam alles gar nicht richtig mit. Ich war nur auf das Pressen fixiert und klammerte mich an meinen Mann. Wir wechselten Positionen und die beiden Hebammen feuerten mich pausenlos an, was wirklich half. Um 7:01 Uhr kam der ganze Körper meines Sohnes auf einmal mit einer letzten starken Presswehe. Die ganze Welt war plötzlich still. Ich konnte es nicht fassen. Er ist ja schon da!? Der erste Anblick hat sich in mein Herz gebrannt, ich kann ihn noch heute vor meinem inneren Auge sehen wie er einfach da liegt und mich anstarrt. Irgendwie merkwürdig und gleichzeitig das Schönste was ich je erleben dürfte.

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