Leonie

Eine späte Entscheidung und genau die richtige.

Schon am Anfang meiner Schwangerschaft hatte ich mir das Geburtshaus online angeschaut. Danach dachte ich nicht, dass diese Art der Geburt für  uns beim ersten Kind in Frage kommt. Über eine Stunde Fahrt und dann nach vier Stunden nach Hause, viel zu riskant beim ersten Baby.

Unsere Hebamme aus dem Geburtsvorbereitungskurs warb jedoch auch nochmal für diese Art der Geburt und auch eine andere Kursteilnehmerin hatte sich für das Geburtshaus entschieden. Also entschlossen wir uns, es wenigsten Mal anzuschauen und uns den Ablauf anzuhören. Mit ganz viel Glück war auch noch ein Platz in Tübingen für uns frei.

Bereits nach dem ersten Gespräch war ich begeistert, nach dem zweiten war auch der Papa überzeugt. Wenn ich das möchte dann werden wir unsere Tochter im Geburtshaus bekommen. Und ganz kurz vor dem Beginn der Bereitschaftszeit sagten wir zu.

Um ca. 23 Uhr lag ich auf dem Sofa und war mir nicht sicher ob die Schlachtplatte vom Mittag sich meldet oder unsere Maus sich tatsächlich eine Woche früher auf den Weg macht.

Um ca. 1 Uhr war ich mir jedoch ziemlich sicher, dass es los ging. Die Wehen waren gut auszuhalten  und zur Entspannung beschlossen wir zunächst zu Hause die Badewanne zu füllen, damit ich dort etwas entspannen konnte. Der Papa saß an meiner Seite und dokumentierte die Wehen Abstände und die -Dauer.

Um halb sechs waren die Abstände zwar unterschiedlich, jedoch meistens im Abstand von ca. drei Minuten. Also riefen wir unsere Hebamme Theresa an um zu besprechen wie wir weitermachen. Sie hörte bei zwei Wehen mit und anschließend beschlossen wir  gemeinsam, dass wir uns auf den Weg machen.

Der Papa und Theresa bezogen gemeinsam das Bett und ich veratmete meine Wehen vor dem Bett kniend. Die Atmosphäre war super angenehm. Ich war absolut im Tunnel und konnte mich voll auf mich und unsere Maus konzentrieren.

Wie im Vorfeld besprochen hatte Theresa schon die Badewanne gefüllt und bot mir an ins Bad umzuziehen, jedoch konnte ich mir absolut nicht vorstellen so weit zu laufen (es ist nicht weit 😅). Also blieben wir im Zimmer und ich im und ums Bett. Theresa hielt sich meistens im Hintergrund, gab mir und dem Papa aber zur richtige Zeit immer tolle Tipps und machte Vorschläge was uns sehr geholfen hat. Sie hatte ein richtig gutes Gespür, wann wir sie brauchten.

Ungefähr um 11 Uhr meinte Theresa ich sollte nochmals zur Toilette. Zu dem Zeitpunkt hatte ich bereits Presswehen. Im Bad angekommen hörte ich, wie die Hebammenstudentin – die bei unserer Geburt dabei sein durfte – Theresa leise fragte, ob sie nicht nochmal die Wanne anbieten möchte. Die hatte ich total vergessen aber da ich ja nun schon im Bad war, wollte ich sie sehr gerne nutzen. Also blieben wir im Bad.

Der Papa, der bis zu diesem Zeitpunkt immer hinter mir | vor mir | neben mir war und mich massierte | hielt und unterstützte, war auf einmal „weit“ weg und konnte nur noch zuschauen. Ich hielt mich am Tuch, über der Wanne fest, was während den Wehen super war, konnte in den Wehenpausen nicht mehr so gut entspannen, da ich mich nicht zurückfallen lassen konnte. Als auch er Theresa sagte, dass er den Eindruck hat nicht mehr unterstützten zu können bot sie ihm an mit in die Wanne zu gehen. Er stimmte sofort zu. Mit dem Hinweis im Ohr, das er sich beeilen muss, da er ansonsten die Geburt verpassen könnte, war er innerhalb von Sekunden in Badehose zurück.  Als hätte unsere Maus darauf gewartet kam sie kurz darauf um 12:36 Uhr  zur Welt.

Mit ihr in unseren Armen und überglücklich blieben wir noch bis zum Abschluss der Geburt in der Wanne. Es war eine tolle und ruhige Stimmung und meine Vorstellung einer Wassergeburt wurde weit übertroffen. Dass wir am Ende zu dritt in der Wanne waren war einfach unbeschreiblich schön.

Zurück im Zimmer kuschelten wir zuerst eine Zeit im Bett bevor der Papa half, die Plazenta zu untersuchte und anschließend die U1 begleitete.

Um ca. 18 Uhr durften wir nach Hause fahren. Der Zeitpunkt vor dem wir im Vorfeld sehr viel Respekt hatten. Unsere Wochenbett-Hebamme war informiert und besuchte uns um kurz nach 21 Uhr.

Unsere Maus zeigte uns, was sie braucht und war tiefenentspannt (wie schon während der gesamten Geburt) und wir waren froh zuhause zu sein. Wenn uns unsere Hebamme besuchte, war sie begeistert wie glücklich, zufrieden und entspannt wir waren. Sie meinte immer, es sei eine ganz andere Stimmung als bei Eltern die ihre Kinder im Krankenhaus zur Welt gebracht haben.

Wir haben es total genossen am nächsten Morgen mit unserer Tochter gemeinsam in unserem Zuhause aufzuwachen. Die Sorge nicht klarzukommen war zum Glück völlig unbegründet. Theresa meldete sich schon bald und fragte wie es uns geht und unsere Wochenbett-Hebamme war auch täglich für uns da und zur Not auch immer telefonisch erreichbar.

Hebammen sind einfach unglaublich tolle Frauen (männlichen Hebammen haben wir nicht kennengelernt)! Wir haben uns so gut aufgehoben und betreut gefühlt und alle waren einfach super zu uns und völlig selbstlos. Wir sind unfassbar froh diese tolle Erfahrung gemacht zu haben und ich werde nicht müde zu sagen „ich hatte eine wunderschöne Geburt und denke gern an diesen Tag zurück“.

Wir sind so dankbar, die Geburt unserer Tochter in unserem Tempo, ohne Interventionen gehabt zu haben. Alle Untersuchungen und mögliche Medikamente wurden uns erklärt. Wir konnten uns ohne Druck, gut informiert und nach reichlicher Überlegung entscheiden was wir für unsere Tochter als sinnvoll erachten. Die Stunde Fahrt hat uns unsere Maus verkürzt, da sie sich den 01.11. Als Geburtstag ausgesucht hat und nahezu kein Verkehr war. Ich konnte auf der Fahrt sogar nochmal schlafen.

Auch die Sorge dass es Probleme mit dem Stillen geben könnte war unbegründet. Leonie trank bereits kurz nach der Geburt. Alle Gespräche und Untersuchungen im Vorfeld waren durch eine positive Haltung gegenüber der Geburt und der Anfangszeit mit Baby geprägt. Natürlich wurde über Risiken gesprochen – mitgenommen haben wir, dass Geburt etwas natürliches ist und alles dazu ausgelegt ist, dass es klappt. Und wenn nicht wussten wir, dass die Klinik in der Nähe gewesen wäre und niemand etwas riskiert hätte.

Deswegen nochmal ein ganz großes Dankeschön das ihr Familien so einen Start ermöglicht!

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