Eunike Violeta Anastasia

Ich hatte nie eine romantische Vorstellung von Schwangerschaft und Geburt. Im Gegenteil:
es bedeutete für mich Kontrollverlust, Entstellung, Angst. Ich wollte lange kein Baby, ich
wollte mein Leben behalten. Als ich dann schwanger wurde, war ich völlig überfordert.


Doch inmitten dieser Panik wurde mir ein Satz aus der Bibel wichtig:
„Ich lasse dich nicht fallen und verlasse dich nicht.“ (Josua 1,5)
Ich klammerte mich daran – und mit der Zeit fing ich an, mich zu verändern. Ich fing an zu
glauben, dass ich das schaffen kann.


Wir entschieden uns für eine Geburt im Geburtshaus. Doch je mehr ich mich mit Geburt
beschäftigte, desto stärker wuchs in mir der Wunsch nach einer selbstbestimmten
Hausgeburt. Ich wollte Verantwortung übernehmen – für mich, mein Kind, meinen Körper
und meine Entscheidungen. Ich bin sehr dankbar, dass mein Mann immer hinter mir stand
und mich unterstützt hat. Er war ein absoluter Ruhepol, unerschütterlich gelassen trug er
meine Wünsche mit. Unsere Einheit und unser Glaube an Gott gaben mir Hoffnung und
Kraft.


Ich lernte: Geburt ist keine medizinische Katastrophe, sondern ein natürlicher, kraftvoller
Prozess. Der „Painfree Birth“-Kurs half mir enorm, mein Mindset zu verändern. Ich übte
Atemtechniken, hörte christliche Hypnobirthing-Tracks, begann, mich auf mein Baby und
meinen Körper zu verlassen – und auf Gott.


Ich wollte lernen loszulassen. Nicht alles zu kontrollieren. Sondern zu
vertrauen.


Am errechneten Termin war noch alles ruhig. Auch zehn Tage später. Doch immer wieder
spürte ich ein Ziehen, was sich wie der Anflug von Periodenschmerzen anfühlte. Die Nerven
lagen blank. Unsere Hebamme Pia nannte es die „Latenzphase“. Am 11. Tag nach dem
errechneten Termin las ich „Die selbstbestimmte Geburt“ von Ina May Gaskin zu Ende, hörte
entspannte Musik, telefonierte mit meinen Eltern und machte ein Fußbad mit Senfmehl, das
Pia uns mitgebracht hatte – in der Hoffnung, mein Baby ein bisschen zu locken. Ich spürte
immer wieder, wie sich mein Unterleib zusammen zog, aber mir ging es prima. Ich war
entspannt. Keine Schmerzen. Wann ging es endlich “richtig” los?


Gegen 16:00 Uhr begann ich, meine Kontraktionen mit einer App zu tracken. Ich fühlte mich
gut – alles war aushaltbar. Ich wollte kuscheln und holte meinen Mann aufs Sofa. Wir lagen
da, hörten leise Musik. Ich war voller Frieden.


War das jetzt schon die Geburt? Ich wusste es nicht – aber ich wollte offene
Hände haben und Gott vertrauen, dass er alles richtig macht.


Irgendwann wurde mir übel. Ich rannte in die Küche und übergab mich. Ich wollte dann
baden. Die Wellen wurden intensiver, aber nicht schmerzhaft – nur fordernd. „Painfree
Birth“, sagte ich scherzhaft, „ganz schön sportlich hier am Anfang.“


Ich konnte keine bequeme Position finden. Und dann kam dieses drängende Gefühl: „Ich
muss aufs Klo.“ Ich musste an den Satz einer Bekannten denken:
„Wenn du denkst, du musst richtig kacken, dann ist es fast so weit.“


Ich sagte meinem Mann, er solle Pia anrufen. Wir hatten den Geburtspool im Wohnzimmer
noch nicht mal gefüllt. Er schlug vor, die Übungen aus dem Geburtsvorbereitungskurs zu machen, aber ich konnte keine bequeme Position finden, auf allen Vieren war der große
Druck am besten zu meistern .


Dann kam ein starker Impuls: “Mach die J-Atmung”, war der laute Gedanke. Ich atmete ein,
ließ die Luft wie “Darth Vader” entweichen, wie ich es im Painfree Birth-Kurs gelernt hatte –
es fühlte sich an, als würde etwas in meinem Bauch eine Etage tiefer gelegt.


Ich fragte meinen Mann überrascht:
„Kannst du mal hinter mich schauen – siehst du da vielleicht… was?“
Seine Antwort:
„Ja. Ich kann Haare sehen.“


Euphorie. Unglaubliche Euphorie.


Genau in dem Moment klingelte es. Pia. Sie kam hereingestürmt, setzte sich hinter mich und
lobte meinen Vierfüßlerstand.
„Wie lange noch?“, fragte ich.
„Du hast es fast geschafft. Nicht drücken – atme, lass dem Gewebe Zeit.“


Aber ich konnte nicht anders. Und dann war sie da. Unsere Tochter. Um 20:29 Uhr fing Pia
sie auf.


Wahnsinn.


Nach dem Bonding und dem ersten Stillen wurde die Kleine von Pia untersucht und durfte
dann mit dem Papa kuscheln, während Pia sich um mich kümmerte. Nachdem auch die
letzten Formalitäten geklärt waren, zogen wir vom Wohnzimmer ins Schlafzimmer um und
kuschelten uns mit unserer Neugeborenen ins Bett.


Unsere Tochter heißt Eunike – das bedeutet „guter Sieg“.
Ihr Name wurde zum Motto meiner Schwangerschaft – und der Geburt.


Von Angst zu Frieden.
Von Kontrolle zu Vertrauen.
Von Unsicherheit zu Selbstbewusstsein.
Von Widerstand zu Hingabe.


Ich habe erlebt, wie Gott mich getragen hat.
Ich habe gelernt, die Geburt in Besitz zu nehmen.
Und ich weiß: Gott ist treu.


„Ich lasse dich nicht fallen und verlasse dich nicht.“


Diese Zusage gilt auch dir. Du darfst erleben, dass Wunder geschehen – wenn du den Mut
hast, zu Vertrauen, dass scheinbar Unmögliches möglich ist.


Das Team des Geburtshaus Tübingen hat uns sehr liebevoll und kompetent beraten und
betreut; vor allem natürlich unsere Hebamme Pia, die uns mit großer Souveränität,
Gelassenheit und Expertise auf unserer Reise begleitet hat. Wir haben uns viele
Gedanken gemacht und geplant, aber am Ende kam alles anders: nämlich viel besser!
Wir freuen uns riesig und sind Dankbar, dass ihr Teil unserer Geschichte seid!

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