Kim Ina

Und plötzlich war sie da – Kim Ina

 

Ihr kennt das doch: Wenn man denkt, das Kapitel Kinderkriegen sei abgeschlossen. Zwei wundervolle Kinder, das Leben läuft in geordneten Bahnen – und dann… dann kommt das Leben selbst um die Ecke, schmunzelt und sagt: „Warte mal, da fehlt noch jemand.“

 

Bei unserem Sohn Till war das damals ein wilder Ritt – 140 km/h durch Stuttgart, Blaulicht nur innerlich, Richtung Backnang. Drama, Tempo, Adrenalin. Dieses Mal jedoch war alles anders.

 

Der Morgen dämmerte gerade, als wir gegen 5 Uhr im Geburtshaus Tübingen ankamen. Kein hektisches Gepäck-ins-Auto-Schmeißen, kein Puls auf 180. Einfach nur… Ruhe. Diese seltsame, tiefe Ruhe, die man spürt, wenn etwas Großes bevorsteht, man es aber noch nicht ganz begreifen kann.

 

Ich stand in der kleinen Küche des Geburtshauses. Während draußen der Himmel langsam heller wurde, ließ ich mir Tee aus der Maschine. Und es war wirklich wie dieser eine Moment morgens zuhause – wenn der Kaffee läuft, der Dampf aufsteigt und man für einen winzigen Moment glaubt, die Welt sei in Ordnung. Nur dass es diesmal Tee war. Und die Welt im nächsten Moment aufhören würde, dieselbe zu sein.

 

Als ich mit der dampfenden Tasse zurück ins Zimmer kam, sah mich meine Frau an – oder besser gesagt: Sie sah durch mich hindurch. Kein Wort. Nur dieser Blick, der sagte: Jetzt ist kein Platz mehr für Gespräche. Jetzt kommt das Leben selbst.

 

Es war kurz nach sechs.

 

Natürlich macht man sich Sorgen. Bei jeder Geburt. Vor allem, wenn man ein bisschen älter ist. Kann der Körper das nochmal? Diese Kraft, dieser Marathon zwischen Wehen und Wunder? Aber ich kann dir sagen: Dein Körper ist ein verdammtes Wunderwerk. Und meine Frau – sie war der lebende Beweis.

 

Catalina, unsere Hebamme, war wie ein Fels. Ruhig, sicher, da. Sie nahm uns die letzten Zweifel aus der Hand, wie man ein Glas beiseite stellt. Damit wir ganz da sein konnten. Nur wir. Für das, was kam.

 

Und dann… ging alles ganz schnell.

 

Ratz fatz, wie man so schön sagt – und auf einmal hielt ich sie in den Händen. Um 7:12 Uhr. Kim Ina. Unsere Tochter. Unser nicht geplanter, aber von Herzen geliebter Glücksfall. So klein. So vollkommen. So selbstverständlich.

 

Man denkt, man kennt das alles schon – beim dritten Kind. Aber jede Geburt ist wie ein neues Kapitel in einem Buch, das man liebt. Man entdeckt Seiten, die man noch nie gelesen hat. Gefühle, die sich nicht abnutzen. Im Gegenteil – sie werden tiefer.

 

Wir fühlten uns im Geburtshaus wie getragen, wie Zuhause. Und ganz ehrlich? Für unsere Kim hätten wir uns keinen schöneren Start ins Leben wünschen können.

 

Danke, Kim Ina, dass du uns nochmal gezeigt hast, wie überraschend das Leben sein kann. Und wie schön.

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