Wir haben bereits unsere Tochter im August 2022 im Geburtshaus zur Welt gebracht und waren dort rundum zufrieden. Aus diesem Grund war klar, dass auch unser 2. Kind dort zur Welt kommen sollte. Da die Geburt unserer Tochter mit 6,5 Stunden für eine erste Geburt recht schnell war, wies uns die Hebamme Pia schon früh darauf hin, dass die 2. Geburt vermutlich deutlich kürzer werden würde.
Bei der 2. Schwangerschaft war der Gebärmutterhals seit der 25. Schwangerschaftswoche (SSW) verkürzt. Zunächst lag er bei 25mm und ich sollte mich schonen und nicht schwer heben. In SSW 31 war der Gebärmutterhals bei einer Routineuntersuchung dann nur noch 15mm lang, weshalb mich die Frauenärztin direkt in die Frauenklinik schickte. Ich durfte zwar wieder gehen, musste aber 3 Tage lang täglich zur Kontrolle in die Klinik. Wir bangten, dass das Kind noch möglichst lange im Bauch bleibt und wir es bis ins Geburtsfenster (und somit ins Geburtshaus) schaffen. Ich versuchte, mich möglichst viel auszuruhen und zu schonen. Außerdem redeten wir dem Baby zu, dass es sich ruhig noch Zeit lassen soll.
Drei Tage vor dem errechneten Geburtstermin legte ich mich mittags kurz aufs Sofa, um mich auszuruhen. Nach ein paar Minuten spürte ich ein komisches Gefühl im Bauch und vermutete, dass ich evtl. aufs Klo muss. Doch auch nach dem Klogang hielt das Gefühl an. Da ich mir noch nicht sicher war, ob es sich dabei um die ersten Wehen handelte, rief ich aufgrund des weiten Fahrtwegs zur Vorsicht meinen Mann und Schwager (Babysitter für Geschwisterkind) an.
Der Anruf bei meinem Mann im Büro erfolgte um 14:20 Uhr. Er war freudig überrascht und fuhr dann gleich los. Direkt im Anschluss rief ich um 14:35 Uhr die diensthabende Hebamme Eva Lotte an und wir verabredeten uns im Geburtshaus.
Die Wehen wurden langsam wellenartiger – erst Wehe, danach Pause. Kurze Zeit später holte ich mein Handy, um die Wehenabstände zu messen und somit ein Gefühl zu bekommen, wie weit die Geburt schon fortgeschritten ist. Beim ersten Messen betrug der Wehenabstand 1,5 Minuten. Ich war überrascht, wie extrem kurz der Abstand schon ist! Ich packte noch die letzten Dinge in die Geburtstasche und aß noch ein paar Bissen, um genug Kraft für die Geburt zu haben.
Während dem Packen gab es auch mal längere Wehenpausen und die Wehen waren noch nicht sehr schmerzhaft, eher unangenehm. Kurz vor 15 Uhr wurden die Wehen dann stärker und ich musste meine Aktivitäten teilweise kurz unterbrechen, wenn die Wehe kam. Wehenabstand um 14:54 Uhr weiterhin bei 1,5min, um 14:58 Uhr aber schon bei 1min 10 sec. Um 15 Uhr kam mein Mann und war sehr überrascht über die kurzen Wehenabstände – damit hatte er nicht gerechnet.
Wir fuhren um 15:05 Uhr los ins Geburtshaus. Während der Fahrt musste ich schon ein paar Wehen veratmen. Die Abstände wurden schon deutlich kürzer. Bei der Geburt unserer großen Tochter war die Autofahrt größtenteils wehenfrei, aber nicht dieses Mal.
Um 15:20 Uhr kamen wir im Geburtshaus an und Eva Lotte erwartete uns bereits mit einer Hebammenstudentin. Wir veratmeten die nächsten Wehen auf dem Ball, wo mein Mann mir während der Wehe das Steißbein massierte. Zusätzlich hatte ich einen nassen Waschlappen auf der Stirn zur Kühlung – es war einer der heißesten Tage des Jahres. Außerdem fächerte die Hebammenstudentin mir mit unserem Fächer Luft zu, was bei den Temperaturen sehr angenehm war. Die Wehenpausen waren relativ kurz, sodass mir nur wenig Zeit für Pausen blieb. Eva Lotte maß immer wieder die Herztöne mit dem Dopton. Zwischenzeitlich war sie etwas irritiert, weil die Herztöne relativ langsam waren. Sie war sich nicht sicher, ob sie meine Herztöne oder die des Babys gehört hatte. Sie motivierte mich, immer wieder tief zum Baby einzuatmen, damit dieses mehr Sauerstoff bekommt. Ich versuchte dies trotz der kurzen Wehenabstände bestmöglich umzusetzen, aber unter der Wehe war das gar nicht so einfach.
Um mehr Platz für das Kind zu schaffen, schlug Eva Lotte vor, seitlich ein Bein aufzustellen (wie beim Hirtenstand). Ich setzte dies in der nächsten Wehenpause um. Das Pressen wurde etwas unangenehmer, weil ich nun gegen die Fruchtblase pressen musste, die noch intakt war und nun den Ausgang für das Kind versperrte. Nach ein paar weiteren Wehen platzte die Fruchtblase. Eva Lotte motivierte zum Mitschieben, weil das Kindchen kommen will. Auch wegen der möglicherweise sehr langsamen Herztöne war es wichtig, dass das Kind zügig auf die Welt kommt.
Kurz vor der Geburt des Kindes bat mich Eva Lotte, mich auf die Seite zu legen, um Druck rauszunehmen. Ich legte mich daraufhin seitlich auf die Bodenmatte. Nach 1-2 Wehen wurde dann schon der Kopf, und kurz danach dann der restliche Körper des Kindes geboren. Die Geburt war um 16:02 Uhr mit 3130g, einer Länge von 50cm und einem Kopfumfang von 34,5cm.
Das Kind hatte erst eine bläuliche Hautfarbe und brauchte etwas, bis es rosig wurde. Eva Lotte rieb das Kind und drückte einen speziellen Druckpunkt, um es zusätzlich zu stimulieren. Das dauerte nur ein paar Sekunden und ich bekam ein vitales Kind auf die Brust und wir bestaunten das kleine Mäuschen. Das Baby setzte gleich mehrmals Mekonium ab.
Später kam auch noch die 2. Hebamme Catalina dazu, aber da lag das Kind schon auf meiner Brust – die Geburt ging einfach zu schnell. Eva Lotte tastete immer wieder nach der Plazenta und ob sich diese schon löste. In der Zwischenzeit schaute ich nach dem Geschlecht des Babys – mein Mann hatte es wohl schon zuvor entdeckt. Nach ca. 30min ermutigte Eva Lotte mich, nun noch die Plazenta zu gebären. Ich presste in der tiefen Hocke noch einmal und die Plazenta wurde ebenfalls geboren. Eva Lotte und Catalina untersuchten sie und prüften die Vollständigkeit. Wir ruhten uns noch ein wenig auf der Bodenmatte aus und betrachteten das neugeborene Baby, bis die Nabelschnur vollständig auspulsiert war und mein Mann sie durchtrennte.
Dann putzten die Hebammen mich und das Baby ab und wir zogen gemeinsam ins Bett um. Dort ließen uns die Hebammen erstmal in Ruhe ankommen und bonden. Nach einer Weile kam Eva Lotte herein und wir versuchten gemeinsam, das Kind anzulegen, aber er zeigte noch kein Interesse an der Brust. Eva Lotte ließ uns nochmal allein und mein Mann versorgte mich mit Obst und Cola.
Anschließend machte die Hebammenstudentin zusammen mit Eva Lotte die U1-Untersuchung bei unserem Sohn. Ich legte ihn nochmal zum Stillen an, diesmal trank er ein paar Schlucke. Danach bekam er noch die Vitamin K-Tropfen verabreicht und mein Mann durfte ihn anziehen.
Wir machten uns so langsam fertig für die Heimfahrt. Mein Kreislauf war erstaunlich stabil. Gegen 18:50 Uhr verließen wir das Geburtshaus und gingen nach Hause.
Wir sind froh und dankbar, dass wir wieder so ein schönes Geburtserlebnis im Geburtshaus erleben durften und danken den Hebammen für die liebevolle Betreuung!