Am 07.01.2020 (ET -4) bin ich um 3.45 Uhr aufgestanden, völlig genervt von diesen Rückenschmerzen, die mich nicht haben schlafen lassen. „SUPER, das Baby kommt heute wieder nicht, wenn ich einfach nicht zur Ruhe komme.“, waren meine Gedanken. Also bin ich im Wohnzimmer umhergewatschelt und habe nach ein paar Minuten festgestellt – oh, das sind Wehen! Nächster Gedanke: „SUPER, mal wieder heftige Übungswehen und immer noch keine Geburt in Sicht.“. Trotzdem mal die Abstände gemessen und siehe da, alle 3min oder weniger hatte ich Wehen. Das es losgeht hab ich noch nicht kapiert.
Bin dann erstmal ins Bad und habe Zähne geputzt und Haare gewaschen – vielleicht geht es ja doch bald los?! Plötzlich hing ich am Waschbecken und dachte: „Hoppla, ganz schön intensiv.“
Gegen 04.00 Uhr kam Markus dazu und war nicht so angetan von der Idee, Maike erst in einer Stunde anzurufen. Ich wollte aber unbedingt einen Fehlalarm vermeiden und habe mich deswegen durchgesetzt. „Geh schlafen, das Baby kommt heut eh nicht“, sagte ich noch zu Markus. Dann hatte ich erneut stärkere Wehen.
Um 5 war ich dann wirklich froh, Maike anrufen zu können. Eigentlich hätte ich doch schon früher das Bedürfnis gehabt, aber das wollte ich nicht zugeben.. 😉 Das Telefonat ging ganz gut, wir haben erstmal vereinbart, dass Maike um 6 zu uns kommt, „damit wir nicht sinnloserweise alle ins Geburtshaus fahren“, war meine Aussage dazu.
Markus saß mittlerweile mit Kaffee und Müsli neben mir im Bad und ich war froh, dass er da war aber ich trotzdem meine Ruhe hatte.
Mittlerweile hing ich abwechselnd am Waschbecken, stand im Vierfüßlerstand auf dem Boden oder lehnte mich halb über die Wäschetrommel. Die Bewegung tat mir unglaublich gut und ich fragte mich, wie ich meine Tochter liegend im Krankenhausbett gebären konnte. Dann musste Markus doch aktiv werden – zuerst brauchte ich meinen Bademantel, da mir unfassbar kalt war. Dann bat ich ihn, mir eins seiner Tshirts zu holen, da mir unfassbar heiß war. Eine ganze Weile zog ich mich gefühlt alle 10 Sekunden um.
Maike kam und tastete nach dem Muttermund. „Bitte bitte lass es über 3cm sein!!“. Ihre „Wow super, 6cm!“ übertrafen alle meine Erwartungen. Sollte das Baby etwa wirklich heute kommen?! Mittlerweile war es 6.30Uhr und Markus alarmierte meine Schwiegereltern für Frieda.
Maike überließ uns die Entscheidung, ob wir noch nach Tübingen fahren wollten oder lieber gleich daheim bleiben wollen. Am liebsten wäre ich daheim geblieben, alleine wegen der halben Stunde Autofahrt. Die Sorge, dass Frieda bei der Geburt wach wäre und weint/nur zu mir will, war aber zu groß und somit packte Markus das Auto & Maike fuhr los um alles im Geburtshaus herzurichten.
Im Gehen sagte ich noch zu meiner Schwiegermutter: „Es dauert nimmer lang, bis das Baby da ist.“. Dass die Geburt so unmittelbar bevorsteht war mir aber nicht bewusst.
Die Autofahrt war erträglicher wie erwartet trotz des LKW, der wirklich die ganze Strecke vor uns herfuhr. Wir parkten auf den Parkplatz beim Geburtshaus und Markus kam um mir rauszuhelfen. Ein wenig überraschend für uns beide hüpfte ich munter aus dem Auto raus und ging auf das Geburtshaus zu. Ich war so froh, das gedämmte Licht und die Kerzen zu sehen. „Hier hast du Ruhe, hier kannst du gebären.“, dachte ich noch.
Ein letzter Schritt und ich stand im Zimmer. Die nächste Wehe kam prompt im Stehen am Wickeltisch und aus dem tiefen „Oooh“ wurde ein „Oooaaah fu**, das ist ne Presswehe!“. Maikes Antwort: „Ja! Ich rufe schnell meine 2. Hebamme an.“. „Was- 2. Hebamme bedeutet doch, dass die Geburt bald wirklich losgeht… bin ich echt schon soweit?!“, war mein Gedanke. Irgendwie konnte ich nicht glauben, dass endlich der Tag gekommen war, auf den ich so lange hingefiebert hatte. In der Wehenpause habe ich schnell die Schuhe und Jacke ausgezogen. Markus hat inzwischen angefangen, das Bett zu beziehen und Maike saß neben mir. Ich stand immer noch am Wickeltisch, das war ja schon die letzten Stunden meine Position – möglichst aufrecht und immer in Bewegung. Mit der nächsten Wehe die kam rief ich: „Maike, zieh die Hose aus! Das Baby kommt!“. In dem Moment ist endlich die Fruchtblase geplatzt und der Kopf war sofort spürbar weit unten. Was für eine Erleichterung, diesen unendlichen Druck los zu sein. Der Kopf war so viel aushaltbarer, als die pralle Fruchtblase.
Maike rief Markus zu sich, er solle das Bett lassen wie es ist, das Wasser für die Wanne im Nebenzimmer abstellen und sofort wieder her kommen!
Mit aller Konzentration schob ich vorsichtig erst das Köpfchen und dann mit der nächsten Wehe den Körper raus.
Maike und Markus fingen unseren kleinen Schatz auf – die 2. Hebamme, die zur Geburt normalerweise dazukommt hat es natürlich nicht in 8min ins Geburtshaus geschafft 😉
„Wo kommst du denn her?“, fragte ich mein Baby, das mir von Maike schon hochgereicht wurde. Wir setzten uns hin und staunten. Ein Junge. Unser Hannes war geboren. So ganz habe ich selbst jetzt noch nicht geglaubt, dass unser Sohn heute auf die Welt kommen mag.
Liebe Maike, liebes Geburtshausteam, liebe werdenden Eltern,
wir sind immer noch so erfüllt und begeistert von dieser tollen Schwangerschaftsbegleitung und Geburt. Wir wussten uns stets bestens umsorgt und in dieser spannenden Zeit liebevoll begleitet.
Jederzeit würden wir wieder diesen Weg gehen – ein wenig abseits der „Norm“ aber um ein Vielfaches entspannter, vertrauter und liebevoller, als wir uns das vorher vorstellen konnten.
Danke, dass wir bei euch gebären durften!
Meli, Markus, Frieda und Hannes