Vor drei Jahren wurden mein Mann und ich zum ersten Mal Eltern. Im Januar 2016 brachte ich unseren Sohn Franz ebenfalls im Geburtshaus in Hagelloch zur Welt. Es war ein wunderbares Geburtserlebnis.
Als ich im August 2018 glücklich meinen zweiten positiven Schwangerschaftstest in den Händen hielt, war somit gleich klar, dass auch dieses Kind in einer wundervollen Umgebung das Licht der Welt erblicken sollte – im Geburtshaus. Ich war voller Vorfreude.
Doch natürlich plagten mich auch dieses Mal wieder Ängste und das, obwohl ich bei meiner ersten Geburt die Erfahrung gemacht hatte „Ich bin eine Frau, ich kann das!“. Vielleicht gerade auch deshalb kreisten meine Gedanken besonders: Wird es wieder so eine komplikationslose Geburt? Wird auch dieses Mal alles gut gehen? Hat man dieses Glück zwei Mal? … wahrscheinlich die üblichen Gedanken und Ängste, die jede Schwangere, egal wie viele Kinder sie bereits zur Welt gebracht hat, hin und wieder plagen.
Ich entschied mich dieses Mal bewusst dafür, die Vorsorgetermine (bis auf die drei großen Ultraschalluntersuchungen), ausschließlich bei der Hebamme wahrzunehmen, denn ich wollte in erster Linie keine Patientin, sondern einfach nur „guter Hoffnung“ sein!
Der errechnete Geburtstermin war der 10. Mai 2019, mein Gefühl sagte mir jedoch immer wieder „dieses Kind kommt früher“. Dementsprechend schockiert war ich, als ich eines Nachts (Ende März) mit echten Wehen in der Reutlinger Klinik lag. Dass, das Baby früher kommen wird ahnte ich ja bereits, aber so früh? Das war so ganz anders, als ich es mir erhofft hatte. Also lag ich angeschlossen am CTG und redete unserem Mädchen gut zu, es könne sich ruhig noch etwas gedulden, es sei noch nicht an der Zeit. So schnell wie die Wehen kamen, waren sie (zu meiner großen Erleichterung und Verwunderung des Klinikpersonals) am frühen Morgen wieder verschwunden. Diese Nacht veränderte jedoch Vieles: Jetzt fühlte ich mich, als wäre ich in der Endphase der Schwangerschaft angekommen. Was bis gestern noch locker ging, wurde ab heute zum Kraftakt – mein Bauch war riesig und ich sehnte den Tag herbei, an dem wir endlich in die Rufbereitschaft kamen. Und tatsächlich er kam – vor dem Baby!
Es war Freitag, der 26. April. Ich telefonierte mit meiner Schwiegermama „Du, ich glaube du solltest dich bereit halten. Ich habe das Gefühl, dass ich nach dem Wochenende das Baby nicht mehr im Bauch sondern in meinen Armen habe“. Hochschwanger machte ich am Samstagnachmittag mit meinen Männern einen Familienausflug – eine Betriebsbesichtigung auf einem Bauernhof, für die wir bereits seit Wochen angemeldet waren. Mir war nicht wirklich danach, aber der Kleine hatte sich so sehr darauf gefreut. Also „watschelte“ ich als Schlusslicht der Gruppe über den Hof. Immer wieder blieb ich stehen, ich war aus der Puste. So wie auch die vergangenen Tage wurde immer wieder der Bauch hart, alles fühlte sich einfach unglaublich schwer an. Am späteren Abend, ich legte mich gerade völlig erledigt ins Bett, weinte es aus dem Kinderzimmer. Der Kleine hatte Fieber. Bis um 2 Uhr war ich damit beschäftigt, das Fieber zu senken, endlich schlief er ein und ich auch. Um 3 Uhr wurde ich durch eine Wehe geweckt und musste auf die Toilette– ich war so müde, dass mir die Wehen herzlich egal waren, also schlief ich weiter. Um kurz nach 4 Uhr wachte ich erneut durch die Wehen auf und dieses Mal schlief ich auch nicht wieder ein, denn sie kamen nun regelmäßig alle sechs Minuten. Ich musste schon wieder zur Toilette und da machte es „plopp“ – Fruchtwasser ging ab, wie damals vor drei Jahren als die Geburt meines Sohnes losging. Obwohl ich täglich damit
gerechnet hatte bzw. ja sogar darauf gewartet hatte, fühlte ich mich ziemlich überrumpelt. Jetzt geht es los. Jetzt? Weil die erste Geburt nicht allzu lange dauerte, machten wir uns, wie im Vorfeld mit Silke besprochen, gleich auf den Weg. Die Wehen kamen weiterhin sehr regelmäßig und auch die Abstände wurden immer kürzer. Um 5 Uhr kamen wir in Hagelloch an, irgendwie konnte ich gar nicht glauben, dass es jetzt tatsächlich losgeht. Es hat eine Weile gedauert, bis ich das realisiert habe, dann war ich voller Vorfreude. Und ich konnte mich endlich fallen lassen – wir waren im Geburtshaus! Silke schlug vor, dass wir nochmal spazieren gehen könnten, doch ich wollte nicht. Ich saß im Sessel und genoss die vertraute Atmosphäre. Es fühlte sich einfach richtig gut an. Die Wehen wurden immer intensiver, die Abstände noch kürzer. Um kurz vor 7 Uhr ergab der Befund 4-5 cm. Ich hatte Lust auf die warme Badewanne, das Wasser war bereits eingelaufen. Es war traumhaft und entspannend. Doch dann ging es auf einmal, mir kam es vor von einer Minute auf die andere, so richtig los. Völlig überrumpelt sagte ich „Silke das Baby drückt schon nach unten ist das normal?“ das können doch unmöglich schon die Presswehen sein dachte ich. Doch da kam die nächste Wehe und belehrte mich eines Besseren: DAS waren definitiv Presswehen – und das Babymädchen hatte Schluckauf.
Um kurz nach 8 Uhr wechselte ich „an Land“ ins Geburtszimmer, denn es wurde mir ungemütlich. Und da fühlte ich schon ihr Köpfchen. Zehn Minuten später schauten mich zwei wunderschöne, große blaue Augen an. Ich hielt unser Babymädchen im Arm. Unsere Leni war rosig, warm und weich und ich sagte zu meinem Mann „Schau wie hübsch sie ist und was für winzig kleine Öhrchen sie hat!“.
Ich bin voller Glück und dankbar, dass ich ein zweites Mal dieses Wunder im Geburtshaus erleben durfte! Nach wie vor bin ich fest davon überzeugt, dass die geborgene und wunderbare Atmosphäre, in der „frau“ sich ganz fallen lassen und auf sich konzentrieren kann, maßgeblich zu einem wundervollen Geburtserlebnis beiträgt.