Die Geburt unserer Johanna Lykka am 16.9.2022
Ein Start in diese Welt voller Liebe, Wärme und Geborgenheit – das wünschten wir uns auch für unser zweites Kind. Als wir mit Freude und Überraschung von der Schwangerschaft erfuhren, meldete ich mich gleich im Geburtshaus. Anja, die uns bei der Geburt unseres Sohnes im Februar 2021 so wundervoll begleitet hatte, konnte uns wieder betreuen. Wie schön!
Als sich eineinhalb Wochen vor dem errechneten Geburtstermin der Schleimpfropf zu lösen begann, ahnte ich schon, dass es nicht mehr ganz so lange dauern wird. In der Nacht darauf hatte immer mal wieder Wehen und die Frauenärztin bestätigte dies am Morgen darauf bei einem Routinetermin. Sie stellte auch fest, dass der Muttermund schon zwei bis drei Zentimeter geöffnet war.
Am Abend rief ich Anja an und kündigte an, dass sich bei mir was tut. Um 1 Uhr in der Nacht – wir waren extra früh ins Bett gegangen um jede Stunde Schlaf, die wir bekommen konnten, noch mitzunehmen – wachte ich dann von den Wehen auf. Sie kamen im 10-Minuten-Abstand. Kurz, aber doch schon knackig. In den Pausen döste ich vor mich hin. Gegen halb fünf weckte ich meinen Mann. Eine Stunde später entschieden wir, aufzustehen, Anja anzurufen und uns auf den Weg ins Geburtshaus zu machen. Bei einer Anfahrt von 40 Minuten und beim zweiten Kind in einem relativ kurzen Abstand riet uns die erfahrene Hebamme nicht zu lange zu Hause zu bleiben.
Als wir gerade fertig angezogen waren, wachte der baldige große Bruder auf und wir brachten ihn noch schnell zu den Großeltern, die nebenan wohnen. Der Eineinhalbjährige erkannte die Situation sofort und schob uns die Babyschale fürs Auto hin, dass wir diese ja nicht vergessen.
Mit aushaltbaren Wehen im 5-Minuten-Takt und einem Zwischenstopp beim Bäcker kamen wir um 7.20 Uhr im Geburtshaus Tübingen an und wurden herzlich von Anja und der Hebammenschülerin Julia empfangen. Allerdings ließen die Wehen dann nach und ich hatte Angst, dass es doch ein „Fehlalarm“ sein könnte, auch wenn ich selbst den Muttermund auf 4 Zentimeter getastet hatte.
Anja meinte, dass sich das Kind in meinem Bauch nicht so ganz traue und ich ihm Mut zusprechen solle. Ich sagte dem Baby in Gedanken immer wieder, dass ich da bin und es unterstütze. Dieser recht einfach klingende Rat war Gold wert. Das Kind hörte wohl meine innere Stimme, fühlte meine Unterstützung und die Wehen wurden wieder stärker. Was für eine Erfahrung.
Aus meinem Brummen wurde ein Jaaa. Anja stellte fest: „Nun hat sich der kleine Schatz entscheiden, zu uns zu kommen.“ Ich kniete am Bettrand, stellte meine Beine abwechselnd hoch und versuchte in den Wehen dem Kind viel Platz zu machen. In Gedanken zeigte ich dem Baby den Weg. Diese Kommunikation zwischen uns hatte etwas Magisches. Meinen Mann habe ich eher als zurückhaltende Stütze gebraucht.
Auch als aus meinem Jaaa ein Ohhh wurde kam ich mit den Wehen gut zurecht. Ich fragte Anja, ob ich in die Badewanne könne, das warme Wasser tat mir bei der ersten Geburt unheimlich gut. Sie bat Julia das Wasser einzulassen. Als ich dann ein paar Wehen später fragte, ob ich ins Wasser wechseln könne, meinte Anja: „Wenn dann musst du gleich gehen.“ Ich begriff erst nicht. „Es kann doch nicht sein, dass die Geburt jetzt schon kurz bevorsteht“, dachte ich. Als so heftig empfand ich die Wehen nicht, die Fruchtblase war noch nicht geplatzt und bisher gab es auch noch kein Köpfchen-zwei-Zentimeter-vor-und-einen-zurück.
Doch natürlich hatte Anja recht. In der nächsten Wehenpause wechselte ich in die Badewanne. Dann kam die erste Presswehe – bei dieser patzte die Fruchtblase. Bei der nächsten wurde der Kopf geboren und bei der darauffolgenden das ganze Kind. Um 10.21 Uhr war unser kleiner Schatz da. Was für ein ergreifender Moment plötzlich dieses kleine, warme glitschige Wesen voller Käseschmiere in den Armen zu halten.
Kurze Zeit später watschelte ich rüber ins Bett, wo wir erstmal zusammen kuschelten. Irgendwann schauten mein Mann und ich dann unter das Handtuch. Tatsächlich ein Mädchen, so wie wir es vermutet hatten. Schnell einigten wir uns auf den Namen Johanna Lykka – unser zweites kleines großes Glück.
Nach dem ersten Kennenlernen und Stillen holte mein Mann warme Brezeln und Schokocroissants vom Bäcker nebenan. Das wohl schönste Frühstück meines Lebens.
Zwischendurch wurde die Plazenta geboren und mein Mann nabelte die kleine, neue Erdenbürgerin ab. Nach der U1 und dem Nähen meiner kleinen Geburtsverletzungen fuhren wir drei Stunden nach der Geburt nach Hause. Dort wurden wir freudig von unserem kleinen Großen empfangen, der nur Augen für seine Schwester hatte.
Voller Dankbarkeit und Glück schauen wir auf diese zweite, abermals so schöne Geburt zurück. Wir sind dem ganzen Team des Geburtshauses und besonders Anja sehr dankbar, dass sie uns diese für das ganze Leben prägende und stärkende Erlebnisse ermöglicht haben.