Elea Sophie

Ich hatte mich schon ziemlich früh nach Bekanntwerden der Schwangerschaft im Geburtshaus Tübingen angemeldet, ich wollte unbedingt im Geburtshaus entbinden. Von Anfang an fühlte ich mich wohl im Geburtshaus und mochte die liebevolle Atmosphäre dort während der Termine. Mein Mann und ich waren mit jedem Termin sicherer, dass dies die richtige Entscheidung war. Auf die anstehende Geburt meines ersten Kindes freute ich mich schon sehr und ich konnte es kaum erwarten, dass es endlich losging. Es war nun einen Tag vor dem errechneten Termin am 24.04. Ich hatte schon ein kleines Tief, weil sich noch nicht so richtig etwas getan hatte außer Senkwehen. Ich dachte schon, meine Tochter wollte nie kommen. Ich hatte meine Schwangerschaft im Großen und Ganzen sehr genossen aber so langsam wurde es doch beschwerlich und ich wollte das kleine Wunder endlich in den Armen halten. Es war ein Samstag und wir machten einen Ausflug nach Tübingen. Ich hatte beim letzten Termin ein paar Tage vorher von Silke einen Rezepttipp für einen selbstgemixten Tee bekommen. Davon sollte ich drei Tassen täglich trinken, um die Geburt natürlich etwas anzustoßen. Zusätzlich stieg ich viel Treppen und wir liefen viel in Tübingen herum. Außerdem aß ich etwas Scharfes. Abends sprachen wir zu dem riesigen Bauch, dass wir uns schon so freuen und dass unser Schatz sich doch endlich mal auf den Weg machen solle. In der Nacht wurde ich wie immer wach und musste zur Toilette. Es war 5 Uhr. Ich fühlte ein starkes Ziehen, was ich aber wieder als Senkwehe deutete. Das Ziehen war aber ungewöhnlich lange, hörte dann ganz kurz auf und gleich darauf ging es wieder los. Es war schon so stark, dass ich den Schmerz veratmete. Da wurde mir klar, dass es nun endlich losging! Ich putzte mir schon mal die Zähne und duschte, beim Duschen wurden die Wehen stärker. Ich wunderte mich, denn ich hatte das Gefühl, dass ich bereits in 5 Minuten Abständen angekommen war. Ich weckte meinen Mann und wir stoppten die Zeit. Es waren tatsächlich schon 5 Minuten! Wir waren unsicher, ob wir uns schon im Geburtshaus melden sollten, weil wir ja gelernt hatten, dass die Wehen am Anfang in größeren Abständen kommen. Ich saß auf dem Ball und veratmete fleißig, als dann plötzlich die Fruchtblase platzte. Um 6 riefen wir dann aber doch Silke an, weil die Wehenabstände schon bei 4 Minuten lagen und ich auch schon tönen musste. Mein Mann zeigte Silke, wie ich mich anhörte. Er stellte auf Lautsprecher und Silke sagte mir, ich solle mal den Muttermund tasten. Ich fühlte den Muttermund schon gar nicht mehr, dafür aber etwas riffeliges, weiches und meinte, Haare zu ertasten! Sie sagte, wir sollten uns auf den Weg machen. Als wir um halb sieben endlich da waren, konnte ich kaum noch sprechen und tönte schon kräftig. Mir war elendig übel. Silke fragte mich, ob ich mal die Wanne testen wolle. Das war ja mein Wunsch gewesen und ich bejahte. Ich stand gekrümmt im Flur. Sie fragte mich, ob ich schon einen Pressdrang habe, was der Fall war. Mein Mann bezog schon mal das Bett. Im Geburtsraum brannten schon Kerzen. Silke ließ Wasser ein und untersuchte dann meinen Muttermund auf dem Bett. Der Muttermund war schon 8-9 cm offen und ich fühlte mich unfähig, mich zu bewegen. Anja war nun dazugekommen. Mein Tönen war schon immer lauter geworden und ging nun in ein Schreien über. Ich war richtig in Trance. Silke riet mir, beim Ausatmen kräftig zu schnauben. Das half etwas. Der Drang zu pressen wurde immer stärker und die Schmerzen wurden langsam erträglicher. Ich konnte mich nun auch wieder besser bewegen zwischen den Presswehen. Silke und Anja leiteten mich zu verschiedenen Positionen an und sagten, ich solle tief zu unserer Tochter hin atmen. Am angenehmsten fand ich es kniend am Boden, ein Bein aufgestellt. Meinen Kopf hatte ich bei meinem Mann in den Schoß gelegt. Ich streichelte immer wieder das Köpfchen, das ich nun schon immer deutlicher fühlen konnte. Dann zeigte Silke uns das Köpfchen mit einem Spiegel und ich war hochmotiviert. Ich fühlte den Schmerz kaum noch und presste fleißig. Anja und Silke bremsten mich, dass ich nur während der Wehen pressen soll und nicht dazwischen. Ich wunderte mich darüber, dass es trotz der vielen Presswehen nicht so wirklich voranging, hatte ich doch gehört, dass es meist nur ein paar Presswehen braucht. Ich fühlte mich, als würde ich intensiv Sport machen und sagte, dass ich nicht mehr kann. Silke und Anja ermunterten mich. Ich wechselte wieder aufs Bett, wo Anja mein linkes Bein in eins der herabhängenden Bänder hängte und an meiner Hüfte schüttelte. Sie sagte mir immer wieder, ich soll mich ganz weit machen. Nun war endlich das Köpfchen geboren! Unsere Elea Sophie kam mit der Faust am Kopf zur Welt. Sie machte zuerst nur ein quietschiges Geräusch und schrie dann, als sie mir auf den Bauch gelegt wurde. Wir waren sofort schockverliebt. Da die Nabelschnur etwas kurz war, mussten wir noch warten mit dem Stillen. Nach und nach rutschte die Plazenta tiefer, sodass wir dann auch stillen konnten.  Nach einer Viertelstunde fühlte ich noch einmal den Drang zu pressen und die Plazenta folgte. Nun konnte ich mich endlich entspannen und in Ruhe mit Elea kuscheln, während Anja und Silke mich nähten. Wir genossen noch etwa dreieinhalb Stunden unsere neue Zeit zu dritt und fuhren dann stolz als Familie nach Hause.

An den tag der Geburt erinnere ich mich gern zurück. Es war trotz der Schmerzen ein absolut wunderschönes, magisches Erlebnis und ich bin sehr dankbar für die gehörige Portion Glück, die wohl immer dazu gehört und Silke, Anja und meinen Mann, die für die liebevolle, gemütliche Atmosphäre gesorgt haben und mich tatkräftig wie emotional dabei unterstützt haben. Ich werde mich immer wieder dafür entscheiden, dort zu entbinden, wenn es gesundheitlich möglich ist. Denn diese liebevolle, entspannte Atmosphäre und ständige Präsenz der Hebammen möchte ich dabei nicht missen.

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