– Eine ungeplante Hausgeburt-
Über ein Jahr sind wir nun schon zu viert und endlich setze ich mich mal in Ruhe dran, diesen Bericht zu schreiben.
Ich war wie oft in der Zeit vor der Geburt nachts wach und verbrachte meine Zeit mit Lesen oder Yogaübungen. Im Gegensatz zu unserer ersten Tochter, die fast vier Wochen vor dem errechneten Termin zur Welt kam, ließ Elina uns warten. Nun waren es schon zwei Tage nach dem Termin.
Noch um 3:00 Uhr schrieb ich Nachrichten am Handy und vertrieb mir die wachen Stunden auf dem Sofa.
Doch als ich um 4:00 Uhr wieder ins Bett ging, kam die erste, schon deutlich spürbare Wehe. Zunächst dachte ich noch, dass es sich vielleicht um einen Fehlalarm handelte. Aber da ich innerhalb der nächsten 20 Minuten einige heftige Wehen hatte, weckte ich um 4:25 Uhr meinen Mann und meinte es geht los. Er war natürlich sofort hellwach und rief zunächst meine Mutter als Babysitterin an und dann unsere Hebamme Anja (zum Glück hatten wir die Nummer eingespeichert!!!), während ich zur Toilette ging. Doch anstatt des erwarteten Toilettengangs, hatte ich den Blasensprung und ich denke auch, dass da der Schleimpfropf abging, was ich alles in diesem Moment jedoch nicht begriffen habe. Ich merkte nur, dass mit einem heftigen „Platsch“ so einiges in der Toilette landete. Dies überraschte mich extrem, doch ich konnte gar nicht darüber nachdenken, da direkt eine intensive Presswehe kam. Ich war der festen Überzeugung, dass das Kind sofort kommen würde – dies schrie ich auch meinem Mann entgegen.
Mein Mann berichtete das Anja direkt am Telefon und sie leitet mich an, zu ertasten, ob das Köpfchen schon zu spüren sei. Da dies der Fall war, sagte Anja, dass wir bleiben sollten, wo wir sind und sie sich sofort auf den Weg zu uns machen würde.
Währenddessen versuchten mein Mann und ich zwischen den einzelnen Wehen alles Wichtige vorzubereiten. Genau genommen heißt das, ich wies ihn an, so gut ich es zwischen den Wehen konnte, Handtücher und vor allem eine Unterlage zu holen (In unserem Fall war dies der Duschvorhang… Eigentlich ein im Spaß gemachter Vorschlag einer Freundin ein paar Wochen davor – doch durchaus sinnvoll in unserem Fall, da wir Teppichboden haben ;-)).
Irgendwie schaffte ich es von der Toilette ins Schlafzimmer und verbrachte die Zeit in Knie-Ellenbogen-Lage, mit den Unterarmen und dem Kopf auf dem Boden und dem Becken in höherer Lage. Diese Position hatte uns die Hebamme im Yoga als Entspannungsposition und als Möglichkeit, eine Geburt etwas zu verlangsamen beigebracht. Zum Glück fiel es mir noch auf der Toilette ein, dass sie dies einmal erwähnte. So half mir die Schwerkraft, den Geburtsvorgang etwas zu verzögern.
Mein Mann suchte in der Zwischenzeit hektisch nach Handtüchern. Doch die meisten waren bereits gepackt im Auto, welches in der Tiefgarage stand. Einige waren in der Wäsche und so hatte mein Mann allerhand zu tun, welche zu finden. Denn in die Tiefgarage zu gehen, während ich alleine unter der Geburt war, war keine Option. Außerdem musste er noch die Wohnungs- und Haustür verkeilen, wie es Anja gesagt hatte, damit sie nachher problemlos rein kommen konnte.
Während den Presswehen versuchte ich, nicht zu fest mitzupressen, damit das Kind nicht schneller als die Hebamme kommt. Ich tönte bei jeder Wehe mit. Zunächst tiefe „Aaaaaa“ und später „Uuuuuu“. Das Tönen hatte ich bei der ersten Geburt nicht so bewusst zum Einsatz gebracht und war überrascht, wie gut es mir half, die Schmerzen zu ertragen.
Obwohl es erst mal etwas hektisch und aufregend zuging, war ich zu keinem Zeitpunkt panisch oder ängstlich. Ich hatte vollstes Vertrauen, dass ich (und wir) das schaffe(n) und dass Anja spätestens zum Abnabeln da sein würde. Wenn ich heute daran zurück denke, bin ich immer noch überrascht von dieser inneren „Gelassenheit“.
Da Anja jedoch noch nie bei uns Zuhause war, ging es doch ein paar Minuten länger, bis sie unseren Eingang fand und traf dann um 5.04 Uhr ein. Sie betrat das Schlafzimmer und obwohl ich sie durch meine Position nicht anschauen konnte, begrüßte ich sie mit einem halb lachenden und halb stöhnenden „Hallo“. Anja meinte nur „Wie schön“ und verbreitete eine entspannte Atmosphäre.
Wieder wurde nach weiteren Handtüchern und Waschlappen gesucht. Doch als mein Mann Anja sagte, dass er schnell in die Tiefgarage gehen würde, sagte ich nur „Nein, bleib hier“. Sonst hätte er den entscheidenden Moment verpasst.
Anja fragte mich, ob ich mal das Köpfchen spüren wollte und ich fühlte mit der Hand nach. Ich wusste, dass die Geburt gleich geschafft sein würde und wollte einfach nur, dass diese extremen Schmerzen aufhörten. Daher presste ich bei der nächsten Wehe so fest ich konnte mit. Doch im richtigen Moment sagte Anja, dass ich langsam machen und an meinen Damm denken solle. Daher ließ ich noch einmal davon ab und wartete die nächste Wehe ab. (So hatte ich später keinerlei Geburtsverletzungen. Sicherlich spielte auch die regelmäßige Dammmassage hier eine Rolle, die ich nebenbei allen Schwangeren empfehlen möchte!!)
Gleich darauf hatte ich das Köpfchen in meiner Hand. Doch der Körper des Babys wollte nicht wie erwartet mit der nächsten Wehe kommen, daher wies Anja mich an, mein Bein aufzustellen. Dies konnte ich in diesem Moment nicht umsetzen, daher halfen mir mein Mann und Anja dabei. In diesem „Hirtenstand“ kam dann Elina um 5.13 Uhr zur Welt. Die Nabelschnur war um den Bauch und die Schulter gewickelt, daher hatte sie sich etwas verkantet. Doch gleich darauf meldete sie sich gesund und munter zu Wort.
Ich richtete mich auf und nahm dieses kleine Wunder überglücklich in die Arme. Anja und mein Mann halfen mir und Elina ins Bett und dort kuschelten wir uns zusammen und mussten erst einmal Revue passieren lassen, was hier gerade passiert war.
Wenige Zeit später kam meine Mutter und war natürlich völlig überrascht und glücklich ihr siebtes Enkelkind so frisch geschlüpft begrüßen zu dürfen!
Und gegen 8 Uhr holten wir dann die unsere andere Tochter zu uns ins Bett, die so plötzlich nun die große Schwester war. Sie hatte die ganze Nacht im Zimmer nebenan geschlafen und bestaunte nun dieses kleine Baby ganz andächtig.
Dir Anja, möchte ich ganz herzlich danken!! Es war zwar ein recht kurzer Einsatz deinerseits 😉 , doch du hast genau die richtigen Worte gefunden und uns wunderbar unterstützt! Auch vor und nach der Geburt warst du uns eine wichtige und wertvolle Begleitung!