Bis vor nicht allzu langer Zeit dachte ich mir noch, dass ich mich niemals trauen würde, schwanger zu werden. Ich hatte viel zu viel Angst vor der Geburt. In meiner Vorstellung gab es kaum etwas schmerzhafteres. Um uns unseren gemeinsamen Wunsch nach einer Familie zu erfüllen, hatte ich mich schließlich dazu entschlossen, es zu wagen. Erst mal schwanger werden und dann sehen wir weiter… Am liebsten wollte ich einen Kaiserschnitt. Und das am besten unter Vollnarkose. Hauptsache ich bekomme so wenig wie möglich davon mit. Eine natürliche Geburt konnte ich mir zu diesem Zeitpunkt noch ganz und gar nicht vorstellen.
Anfang August hatte ich dann einen Termin mit einer Hebamme aus dem Bekanntenkreis der Familie. Durch sie hatte ich überhaupt erst erfahren, dass es so etwas wie Geburtshäuser überhaupt gibt und sie hatte sehr positiv über das Geburtshaus Tübingen geredet. Auch über die Möglichkeit einer Wassergeburt und ihre Vorteile hatte sie mich informiert. Das hörte sich ebenfalls sehr interessant für mich an.
Schon als ich mich mir die Homepage ansah, war mir das Geburtshaus auf Anhieb sympathisch. Vor allem fand ich die Geburtsberichte sehr beruhigend und auch sehr berührend. Davon habe ich während der Schwangerschaft sehr viele gelesen. Es tat mir richtig gut zu lesen, dass eine Geburt gar nicht unbedingt so ein furchtbar grausames Erlebnis sein musste, sondern auch durchaus eine zwar intensive aber zugleich auch schöne Erfahrung sein konnte. Das gab mir viel Mut. Und genau aus diesem Grund möchte auch ich meine positive Geburtserfahrung hier teilen. Da zu diesem Zeitpunkt keine freien Plätze für Februar mehr verfügbar waren, lies ich mich auf die Warteliste setzen. Kurze Zeit später konnte ich auch tatsächlich nachrücken. Spätestens bei meinem Erstgespräch mit Jana war mir klar, dass eine (Wasser)geburt im Geburtshaus genau das Richtige für mich war. Ohne, dass ich von diesem Sinneswandel überhaupt etwas mitbekommen hatte, war es plötzlich selbstverständlich für mich, dass ich zur Geburt ins Geburtshaus wollte und nicht ins Krankenhaus. Als wäre es zuvor niemals anders gewesen. Ab diesem Zeitpunkt lies ich auch, abgesehen von den empfohlenen Ultraschall-Untersuchungen, alle Vorsorgeuntersuchungen im Geburtshaus machen. Die persönliche und entspannte Atmosphäre und auch die natürliche Herangehensweise im Geburtshaus wusste ich sehr zu schätzen. Außerdem konnte ich so Jana und Regina vor der Geburt bereits etwas besser kennen lernen und auch umgekehrt.
Am Abend vor der Geburt, bereitete ich mich noch ganz intensiv auf die Geburt vor. Ich las mir nochmals ein paar Kapitel aus meinem Hypnobirthing Buch durch, machte ein paar Trancen, testete ein paar Geburtspositionen, badete im Heublumenbad und hörte dabei meine Playlist, die ich extra für die Geburt erstellt hatte. Irgendetwas in meinem Inneren sagte mir, dass der Kleine und ich bereit waren, obwohl unser errechneter Termin ja eigentlich erst am 16. Februar war. Deshalb fragte ich Julius an diesem Abend, ob es denn auch in Ordnung wäre, wenn unser Kleiner schon morgen auf die Welt kommen würde. Da ich sozusagen auch sein ok bekam, stand für mich der Geburt nichts mehr im Wege. Am nächsten Morgen, dem 15. Februar war es dann auch tatsächlich schon so weit… Eigentlich wollte ich an diesem Tag ins Fitnessstudio. Mein Freund war gerade in die Arbeit gefahren und ich hatte meinen Blasensprung. Dieses Mal war es auch definitiv kein Fehlalarm. Wenn ich noch ein paar Minuten gewartet hätte, hätte ich mir den Teststreifen auch sparen können, da ich innerhalb von kürzester Zeit fast unser ganzes Wohnzimmer unter Wasser gesetzt hatte. Es hatte sich sogar so angefühlt als hätte der kleine Mann in meinem Bauch die Fruchtblase ganz gewollt zum Platzen gebracht. Völlig aus dem Häuschen habe ich dann meinen Freund angerufen und ihm von meinem Blasensprung berichtet. Was mich vor allem jetzt im Nachhinein wieder total wundert ist, dass ich in dem Moment, als mir bewusstwurde, dass es losging überhaupt keine Angst hatte, sondern einfach nur voller Freude und Aufregung war! Zunächst überlegte ich, was ich denn nun am besten als erstes machen sollte… die Wohnung aufräumen und putzen?! Denn dazu würden wir ja in nächster Zeit erst Mal nicht mehr so recht kommen… Oder mache ich mir einen Himbeerblättertee und lege mich ins Heublumenbad?… Zum Glück hatte ich mich für die zweite Option entschieden. Denn kaum war ich in der Badewanne, ging es auch schon so richtig los mit den Wellen. Schon zu Beginn kamen diese etwa alle vier Minuten und dauerten circa 40 Sekunden lang an, sodass mir meine App ziemlich schnell empfohlen hatte, in die Klinik zu fahren…
Jana meinte am Telefon, ich solle das Ganze einfach mal noch weiter beobachten und wenn sie nichts mehr von mir hören sollte, würden wir uns so um 15 Uhr im Geburtshaus treffen. Kurze Zeit später waren die Wellen jedoch bereits so intensiv, dass ich Julius gebeten hatte, nun doch so schnell wie möglich zu mir nach Hause zu kommen. Ich lag bereits im Bett und verarbeitete meine Wellen. Entgegen meiner Erwartungen kamen dabei so richtig laute „Urtöne“ aus mir heraus. Und dabei dachte ich mir immer, dieses Tönen wäre nichts für mich. Ich hatte es ja nicht einmal geübt. Das kam dann einfach so instinktiv aus meinem tiefsten Inneren. Die Wehen kamen nun schon etwa alle zwei bis drei Minuten und dauerten jeweils schon bis zu einer Minute lang. Die Pausen fühlten sich auch nicht mehr wirklich wie Pausen an. Julius hatte dann Jana angerufen und sie gebeten herzukommen. Wir dachten eigentlich beide nicht, dass wir es noch ins Geburtshaus schaffen würden. Da mein Muttermund erst bei vier bis fünf Zentimetern war, hat mich Jana dazu ermutigt, noch ins Geburtshaus zu fahren. Darüber bin ich im Nachhinein sehr froh und sehr dankbar. Die Beiden haben mir dann dabei geholfen, mich anzuziehen und los ging‘s…
So gegen 13:45 Uhr sind wir dann im Geburtshaus angekommen und ich konnte ziemlich zügig in die geräumige Geburtswanne. Für eine harmonische und entspannte Atmosphäre wurde auch gesorgt. Jana hatte dazu den Raum abgedunkelt, meine mitgebrachten Kerzen angezündet und Julius hatte unseren Lautsprecher aufgestellt und meine vertraute Meditations-Playlist abspielen lassen. Die Musik hatte mir im Yogakurs für Schwangere so gefallen, sodass ich mir daraus eine Playlist für die Geburt erstellt und sie auch in den letzten Wochen vor der Geburt, vor allem in der Badewanne, ganz häufig gehört hatte. Da ich damit einverstanden war, kam auch noch Sandra, eine Hebammenschülerin dazu. Julius saß hinter mir in der Wanne und hatte mich anfangs noch massiert und gestreichelt, so wie ich es mir ursprünglich gewünscht hatte. Er merkte allerdings ziemlich schnell, dass das in diesem Moment dann wohl doch nicht das Richtige für mich war und hörte wieder auf. Von da an legte er sich entspannt zurück und war einfach nur da und das war perfekt so. Von Zeit zu Zeit hat er immer wieder mal etwas warmes Wasser eingelassen. Im Nachhinein hat er mir erzählt, dass er sogar ein paar Mal in der Wanne eingenickt war. Wie das bei dem Lärm möglich war, ist mir heute noch ein Rätsel. Er meinte sogar, so entspannt wie bei der Geburt hätte er sich schon lange nicht mehr gefühlt. Naja, immerhin einer von uns! 😀 Ich kann mich aber auch überhaupt nicht beschweren. Es war zwar letztendlich doch intensiver als ich gedacht hatte, jedoch verlief alles ganz harmonisch und ohne Komplikationen. Was mich auch ganz besonders freut, ist, dass ich die Geburt vollkommen selbstbestimmt und selbständig, ohne Anleitung oder aktive Hilfe von außen bewältigen konnte. Jana hatte zwischendurch immer wieder die Herztöne des Babys überprüft und gab mir einfach nur durch ihre ruhige, gelassene Art und ihre ermutigenden Blicke das Gefühl von Sicherheit. Durch meinen Hypnobirthing Kurs, der im Kursraum des Geburtshauses stattfand, habe ich es tatsächlich geschafft innerlich ruhig, gelassen und voller Zuversicht zu bleiben und nicht in einen Angst-Schmerz-Kreislauf zu geraten. Auch wenn ich mich trotzdem immer wieder fragte, wann denn das Ganze denn endlich vorbei sein würde… Ich bin so froh, dass ich Julius, der Hypnobirthing zuvor für esoterischen Hypnose-Hokuspokus gehalten hatte, dazu überreden konnte, den Kurs gemeinsam zu besuchen. Letzten Endes hatte auch ihm der Kurs sehr gut gefallen und ich fand ihn wesentlich hilfreicher als den herkömmlichen Geburtsvorbereitungskurs, den ich auch gemacht hatte. Letzterer hatte mich zwischendurch eher wieder etwas verunsichert, wohingegen mich der Hynobirthing Kurs, nicht zuletzt auch durch die positiven Geburtsvideos beruhigt und gestärkt hatte. Interessant finde ich auch, dass man an meinem Tönen ganz deutlich erkennen konnte, in welcher Geburtsphase ich mich gerade befand. Das merkte ich sogar selbst. Als es dann in den Endspurt ging, kam Regina, unsere zweite Hebamme dazu. Gegen Ende verspürte ich auch so richtig das Bedürfnis mitzuschieben. Ich hatte aber auch gemerkt, dass ich das gut dosieren musste, damit nichts reißt. Also ließ ich mir einige Wellen lang Zeit, bis es um 18:01 Uhr war es dann endlich so weit war: Der Kopf unseres kleinen Spatzes wurde geboren! Und das zu dem Lied „Wonderful Life“ von Katie
Melua. Das hatte irgendwie total gepasst. Inzwischen war es dunkel geworden. Die Hebammen hatten bereits kurz vorher eine wasserdichte Taschenlampe und einen Spiegel geholt, sodass Julius dem Kleinen beim Schlüpfen zusehen konnte. Das Erste, das ich von den Anderen gehört hatte war: „Er hat Haare!“ :D. Kurze Zeit später war auch der restliche Körper da und wir konnten unser, zu diesem Zeitpunkt ja leider immer noch namenloses Kind endlich in die Arme nehmen. Julius wollte ihn Floris nennen. Ich fand den Namen zwar auch sehr schön, brauchte aber noch ein paar Tage Zeit um diese doch sehr wichtige Entscheidung endgültig treffen zu können. Anschließend blieben wir noch etwas zu dritt in der Wanne und ließen die Nabelschnur auspulsieren. Dabei merkte ich, wie mein Kreislauf schön langsam immer schwächer wurde. Leider musste deswegen unser Bonding zu dritt unterbrochen werden und da ich es nicht in den anderen Geburtsraum mit dem großen Bett schaffte, haben mir die Hebammen im selben Raum ein Bett ausgeklappt. Als mein Kreislauf schon etwas besser war, hat mich Jana nochmals animiert, die Plazenta noch mit meinen Nachwehen rauszuschieben. Dafür war es allerhöchste Zeit. Anschließend wurde mein Riss an der Scheidenwand noch genäht. Dann gab es erst mal Pizza und dazu für mich Unmengen von Cola. Genau das brauchte ich jetzt. Und das obwohl ich ja sonst eigentlich fast nie Cola trinke. Mir wurde bewusst, dass ich tatsächlich den ganzen Tag nichts gegessen hatte. Und dabei war es schon 21 Uhr! Irgendwie hatte ich bis dahin nicht ein einziges Mal das Gefühl von Hunger oder das Bedürfnis danach, etwas zu Essen. Trotzdem hatte ich erstaunlicher Weise die ganze Zeit über die nötige Energie für die Geburt zur Verfügung. Da ging wohl mein Körper ordentlich an Reserven, von denen ich bisher noch nichts wusste.
Da mein Kreislauf nach über 4 Stunden immer noch nicht besonders stabil war, bot uns Jana an, im Aufenthaltsraum auf dem Klappbett zu schlafen, was wir dankend annahmen. Die Salzkristalllampe sorgte für eine richtig schöne, gemütliche Atmosphäre. So lagen Floris und ich fast die ganze Nacht lang da und haben uns gegenseitig angestaunt. Julius hatte währenddessen seelenruhig geschlafen. Das war eine unglaublich schöne erste Nacht, die ich nie vergessen werde.
Auch im Wochenbett stand uns Jana stets mit Rat und Tat zur Seite und reagiert auch heute noch sehr schnell mit hilfreichen Antworten auf unsere Fragen.
Inzwischen sind seit der Geburt etwas über drei Monate vergangen und ich bin immer noch total fasziniert. Zum einen bin ich unglaublich stolz darauf, dass ich mich meinen Ängsten gestellt hatte und sie überwinden konnte. Zum anderen bin ich auch unglaublich dankbar darüber, dass alles so gut und ohne Komplikationen verlief und unser Kleiner Floris gesund ist. Bestimmt haben auch die Louwen Diät, die geburtsvorbereitende Akupunktur, die Heublumen und Entspannungsbäder, der Himbeerblätter Tee und vielleicht auch Magnesium Phosphoricum zu meiner relativ einfachen Geburt beigetragen. Was mir auf jeden Fall extrem für die Geburt geholfen hat, war meine intensive mentale Vorbereitung, meine körperliche Fitness und ganz besonders die wundervolle Betreuung durch das Geburtshaus Team.
Vielen lieben Dank an Euch!!! 🙂