Liara Dorothee

Nachdem wir uns bei unserem ersten Kind noch etwas zu unsicher fühlten für eine außerklinische Geburt und ich beim zweiten Mal mit Zwillingen schwanger war, bekamen wir nun im dritten Anlauf die Chance darauf, unser Kind im Geburtshaus zur Welt zu bringen.

Besonders nach den Erlebnissen rund um die Geburt der Zwillinge, war dies eine wunderbare Erfahrung. Es heilte auch jene Wunden, die wochenlange Klinikaufenthalte vor und nach der (Früh-) Geburt der Zwillinge, Ängste und Unsicherheiten, wie es weitergeht und wie die zwei sich entwickeln und die Machtlosigkeit und Abhängigkeit von medizinischen Apparaten hinterlassen hatten.

Wir befassten uns recht spät mit der Frage, wo unser Kind auf die Welt kommen soll. Und dennoch hatten wir Glück: wir bekamen direkt einen Platz im Geburtshaus. In den Vorgesprächen und auch bei der Vorsorge lernten wir ganz liebe Hebammen kennen, die uns und unsere Erfahrungen mit großer Empathie annahmen. So fühlten wir uns sofort wohl – auch in den wunderbar gemütlichen Räumlichkeiten -und wussten sehr schnell, dass dies der richtige Ort ist.

Auch das Schwangeren-Yoga war immer wie eine kleine Oase im Stress des Familienalltags. Ich hatte bei jedem Aufenthalt im Geburtshaus ein durchweg positives Gefühl, so dass ich mich auf die Geburt freute und wir der Zeit der Rufbereitschaft entgegen fieberten.

Schon einige Zeit vorher hatte ich kräftige und teils regelmäßige Übungswehen und auch am Abend vor der Geburt, es blieben noch genau zwei Wochen bis zum ET, war mein Bauch immer wieder in kurzen Abständen hart, ohne dass es sich nach „wirksamen“ Wehen anfühlte. Zum Entspannen (und ein Stück weit auch um beruhigt ins Bett zu gehen) nahm ich vorm Einschlafen noch ein warmes Bad, bei dem die Wehen dann auch komplett verschwanden.



Gegen ein Uhr wachte ich aus meinem erholsamen Schlaf auf und hatte schmerzende Wehen, so dass ich nicht mehr in Ruhe liegen konnte, sondern alle paar Minuten aufstand, sobald eine Wehe kam. Dadurch weckte ich dann auch meinen Mann, der die nächste halbe Stunde ratlos neben mir stand, während ich noch unsicher war, ob sich die Wehen verändert hatten und ob es sich tatsächlich anders anfühlte als noch am Abend zuvor. Die spontan heruntergeladene Wehen-App zeigte alle 5 Minuten ca. 60-sekündige Kontraktionen, die ich gegen 2:00 Uhr begann zu veratmen. Und obwohl wir seit Tagen darauf vorbereitet waren, überraschte es uns nun, dass es tatsächlich losgeht bzw schon in vollem Gange war. Gegen halb drei telefonierte mein Mann dann, um eine Betreuung für die Großen zu organisieren und um Pia ins Geburtshaus zu bitten, während ich alle drei bis vier Minuten im Vierfüßlerstand meine Wehen veratmete.

Bis dann die Babysitterin da war und wir in Hagelloch ankamen verging eine weitere Stunde. Pia empfing uns ruhig und freudig im Geburtshaus, erkannte (auch ohne Untersuchung oder ähnliches), wie es mir ging und wie weit der Geburtsvorgang schon war und ermunterte mich, einfach selbstständig weiter zu machen. Ich war froh, dann gleich in die Wanne steigen zu dürfen, wo ich in den Wehenpausen gut entspannen konnte. Es fühlte sich richtig und intuitiv an, immer wieder selbst auszuprobieren, was mir gut. Bald darauf hatte ich drei heftige Wehen gefühlt ohne Pause und beim Tasten danach spürte ich das Köpfchen ganz unten. Als dann sofort auch der Drang mitzuschieben einsetzte, war ich zunächst überrascht, spürte jedoch gleich darauf, wie die Fruchtblase sprang und das Köpfchen zur Welt kam, bevor mit der nächsten Wehe unser Kind im Wasser geboren wurde – nicht einmal eine Stunde nach unserer Ankunft im Geburtshaus und noch bevor Pia eine Kollegin verständigen konnte.

Überglücklich hob ich unser Kind aus dem Wasser und nahm es auf den Arm. Und erst nach einer ganzen Weile bemerkten wir, dass sich zu unseren drei Jungs eine kleine Liara gesellt hatte.

Ich blieb noch im Wasser, bis die Plazenta geboren war, während Liara erstmal ordentlich durchschnaufen musste und dann auf Papas Brust ausruhte- auch sie musste kurz verarbeiten, dass am Ende alles so schnell gegangen war. Danach ging es hinüber ins große Bett, um gemeinsam zu kuscheln und einen ersten kräftigen Schluck aus der Brust zu nehmen 😉

Wir sind noch immer sehr dankbar für ein einzigartiges und wunderschönes Geburtserlebnis, selbstbestimmt und in entspannter Atmosphäre, das insbesondere mir sehr viel Selbstvertrauen und Stolz verschafft hat. Ein herzliches Danke an Pia für die rücksichtsvolle und dennoch stets umsichtige Begleitung bei der Geburt und für das Schaffen eines ruhigen Rahmens für die ersten Stunden mit Liara.

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