David Samuel

Nachdem unser erstes Kind bereits im Geburtshaus auf die Welt kam, war für uns gleich mit der zweiten Schwangerschaft klar, dass wir uns wieder eine Betreuung durch die Geburtshaus-Hebammen wünschen. Inzwischen wohnten wir ca. 30 min von Tübingen entfernt im eigenen Haus und wir konnten uns auch eine Hausgeburt sehr gut vorstellen. Nach einem Team-Meeting war klar: unserem Traum steht nichts mehr im Wege und die betreuenden Hebammen waren bereit, sich auf den Weg zu uns zu machen.

 

Die Schwangerschaft verlief unkompliziert und mit Kleinkind (unser ‚Großer‘ war bei der Geburt des Zweiten 20 Monate alt), Wiedereinstieg in den Beruf und Umzug ins eigene Haus rückte sie erst mit Beginn des Mutterschutzes und dem einsetzenden Nestbautrieb mehr in den Vordergrund. 

 

Anders als beim ersten Kind, das 4 Tage vor Termin kam, verstrich dieses Mal sowohl der von der Frauenärztin korrigierte Termin als auch der errechnete und ich wurde zunehmend ungeduldig.  Zwar hatte ich häufig Vor-, Senk- oder Übungswehen, das Kind lag richtig und recht tief, aber sonst tat sich nichts. Nachmittags kam Pia zur Vorsorge zu uns nach Hause und schaffte es in einem Gespräch, meine Ungeduld und Anspannung an die Oberfläche zu befördern und mich zum Weinen zu bringen.  Dabei löste sich nicht nur ein Knoten im Kopf, sondern ich spürte auch körperlich eine Veränderung: kaum war sie weg, begann ein recht häufig wiederkehrenden Ziehen. Aber hatte Pia nicht eben gesagt, ich solle dem Kind die Freiheit lassen? Also erst einmal abwarten und ablenken: Zu dritt fuhren wir los, um einen kleinen Ausflug zu machen. Doch mitten während des Spaziergangs platzte die Fruchtblase und ich stand da mit nasser Hose und der Erkenntnis: es geht wirklich los. Also alle wieder ins Auto und zwischen den Fragen – Sollen wir Pia Bescheid geben oder erst einmal abwarten? Was machen wir mit dem ‚Großen‘? Und wie soll ich so feststellen, ob das Fruchtwasser grün ist? – kamen die Wehen schon alle 3-5 Minuten. Aber sie waren auszuhalten und recht kurz, so dass ich zuhause zunächst in die Wanne wollte, um zu beobachten, was dann passiert.

 

Der „Große“ konnte gleich zu den Nachbarn und während ich die Wanne vorbereitete, bat ich meinen Mann, nun doch Pia Bescheid zu geben. Als sie fragte, ob sie kommen solle, hatte ich gerade die erste heftigere Wehe und sagte nur „ja“ – um gleich darauf in der Wehenpause zu denken: „Ach, vielleicht doch nicht – das ist ja noch alles gut auszuhalten und entspannt“. Ich musste ständig auf Klo, sodass ich nur ganz kurz in der Wanne saß. Und plötzlich – wir waren vielleicht 15 Minuten zuhause – spürte ich auf der Toilette sitzend den Kopf. Pia sagte bei dem erneuten Anruf, sie sei unterwegs und mein Mann möge das Kind auffangen; und zwei Wehen später (mein Mann hatte mich vom Klo beordert und die Wickelunterlage des großen Sohnes geschnappt, damit ich mich hinknien konnte) flutschte unser Kind heraus. Mein Mann nahm es in Empfang und gab ihn (bis zu diesem Zeitpunkt kannten wir das Geschlecht nicht) mir in den Arm.  Er packte uns beide in warme Handtücher und setzte David eine Mütze auf. Der schrie und schrie und wurde gleich rosig.

 

Was für ein Moment: wir sprachen ein Dankgebet und sogen diese ersten Minuten zu dritt auf; gleichzeitig waren wir aber auch sehr froh, als Pia dann eintraf und mit ihrer Erfahrung und Ruhe bestätigte, dass alles in Ordnung, David gesund und die Geburt wirklich schon geschafft ist. Dann kam die Plazenta und wir zogen ein Zimmer weiter ins Ehebett. Dort trank David gleich gut und Pia machte später in Ruhe die U1 und untersuchte mich.  Bis auf eine Schürfung war alles heil geblieben und nach dieser kurzen Geburt war ich auch im Wochenbett recht schnell wieder fit.

 

Im Nachhinein sind wir unheimlich froh, eine Hausgeburt geplant gehabt zu haben.  Sonst wäre David womöglich im Auto auf die Welt gekommen oder wir völlig überfordert gewesen. So waren wir mental durchaus vorbereitet und fühlen uns bereichert und gesegnet durch diese besondere Erfahrung.

 

Danken möchten wir Pia, die bei Ihrem nachmittäglichen Besuch die eigentliche Geburtshilfe geleistet hat; Silke, die auch die zweite Schwangerschaft so gut begleitet hat und hoffentlich beim nächsten Kind dabei sein kann; sowie Susanne für eine einfühlsame und hilfreiche Wochenbettbetreuung.

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