Kleine Geburt

Unsere zweite kleine Geburt

Meine erste Schwangerschaft endete in der 8. SSW, da sich kein Embryo entwickelt hatte.
Jetzt bin ich wieder schwanger, ich versuche optimistisch zu sein. Es ist Mittwoch und der zweite Ultraschalltermin steht an. Letztes Mal konnte man schon den Herzschlag sehen und mir fiel ein Stein vom Herzen. Trotzdem bin ich jetzt ganz aufgeregt und habe unterschwellig ein ungutes Gefühl, dass ich aber versuche auszublenden.
“Ich sehe leider keinen Herzschlag mehr” – irgendwie bleibt die Zeit stehen…Zum Glück ist mein Mann dabei, ich drücke seine Hand ganz fest. Ich will nur noch ganz schnell aus der Arztpraxis.
Draußen nehmen wir uns fest in den Arm, die Tränen sind nicht mehr aufzuhalten. Wieder soll es nicht sein, wieder ist unser kleiner Krümel zu schnell gegangen.

Zum Glück haben wir sowieso direkt im Anschluss einen Termin mit Chris, eigentlich zur ersten Vorsorge, doch das hat sich jetzt leider erledigt. Ich schreibe ihr eine kurze Nachricht, damit sie auf dem aktuellen Stand ist bevor wir kommen.

Das Gespräch mit Chris tut uns sehr gut, der erste Schockmoment kann so verarbeitet werden. Bereits bei meiner ersten kleinen Geburt hat sie uns betreut, daher kennt sie unsere Geschichte gut. Wir machen einen Termin für die folgende Woche aus, um dann zu besprechen wo wir gefühlsmäßig stehen und wie wir weitermachen wollen. Bis dahin lassen wir alles erstmal sacken.

Ich habe die Hoffnung, dass die Blutung von alleine einsetzt. Damit mein Körper mir endgültig signalisiert, dass diese Schwangerschaft nun zu Ende ist. Leider tut sich bis zu unserem nächsten Gespräch mit Chris noch nichts. Im Gespräch mit Chris kommen wir zu dem Entschluss nun mit Medikamenten nachzuhelfen. Wir sind bereit Abschied zu nehmen.
Eine Stunde nach unserem Gespräch bemerke ich eine leichte Blutung. Ich bin erleichtert, dass mein Körper mir doch noch ein Signal sendet und der Prozess von alleine in Gang kommt. Am Abend tut sich aber nichts weiter, so dass ich am nächsten Morgen dann mit den Tabletten starten möchte.
Wir starten ausgeschlafen und mit einem guten Frühstück in den Tag. Ich bin ein bisschen aufgeregt, wie die Tabletten dieses Mal anschlagen werden. Um 14.00 Uhr nehme ich die erste Dosis zusammen mit BuscopanPlus und mache es mir auf dem Sofa gemütlich. Nach 3,5 h beginnen leichte Bauchschmerzen und eine Blutung setzt ein. Ich mache mir ein Warmpack. Damit ist es gut auszuhalten. Um 19.30 Uhr bemerke ich beim Toilettengang kleine Koagel in der Binde. So geht es weiter, bis ich um 1.00 Uhr beschließe ins Bett zu gehen, da wohl nicht mehr viel heute passiert.
Einschlafen kann ich allerdings nicht, denn nachdem ich mich hingelegt habe beginnen regelmäßige Kontraktionen im Abstand von ca. 5 min. Nach einer halben Stunde stehe ich wieder auf und ziehe wieder um auf das Sofa, meinen Mann lasse ich schlafen. So sitze ich mit meinem Warmpack auf dem Sofa, konzentriere mich alle 5 Minuten auf die “Wehen”, es ist gut auszuhalten. Ich warte darauf, dass die Blutung stärker wird, doch es tut sich nichts.

Gegen 3.00 Uhr geht auf der Toilette sehr zähflüssiger Schleim ab und ich wundere mich, warum es kaum blutet. Ca. 30 min später merke ich dann, wie es schwallartig aus mir raus fließt. Ich gehe ins Bad, ziehe mich aus und setze mich in die Dusche. Dort sitze ich ca. 2h und “gebäre” vor mich hin, so kommt es mir vor. Immer wieder geht schwallartig Blut und Gewebe ab. Ich untersuche es und hoffe, dass ich die Fruchthöhle oder das Baby entdecke. Das ist leider nicht so, kleine Gewebsteile sehen aus wie Plazenta mit Eihäuten, mehr kann ich aber nicht erkennen. Zwischendrin dusche ich mich mit warmem Wasser ab, das tut mir gut.
Als die Abstände der Ausscheidungen etwas länger werden ziehe ich mir etwas an, um es mir wieder auf dem Sofa gemütlich zu machen. Um 6.00 Uhr gehe ich auf die Toilette und es geht nochmal ein sehr großes Stück Gewebe ab. Ich hoffe, dass die Blutung jetzt ein wenig nachlässt, denn ich fühle mich langsam ein wenig wacklig. Mein Mann bringt mir eine Banane und Tee, damit ich mich etwas stärken kann. Danach geht es mir schon besser. Chris schreibe ich eine kurze Nachricht.
Die Blutung hat zum Glück dann etwas nachgelassen und ich kann ein bisschen dösen.
Ich telefoniere mit Chris und schildere ihr die Nacht. Sie sagt mir ich solle, wenn ich mich ausgeruht habe, nochmals eine Dosis nehmen.
Am Mittag und Abend nehme ich in Rücksprache mit Chris nochmal Tabletten, doch es tut sich nicht mehr viel. Die Blutung ist gleichbleibend und es geht auch kein Gewebe mehr ab. Mein Gefühl sagt mir, dass das Baby bereits geboren ist.
Am nächsten Tag nehme ich nach Chris Anweisung erneut Tabletten, doch auch jetzt passiert nicht mehr viel. Die Blutung nimmt ein klein wenig zu und ich habe immer wieder leichte Kontraktionen, einmal geht noch ein kleines Stück Gewebe ab, das wie Plazenta aussieht, doch dabei bleibt es. Ich berichte Chris von meinem Gefühl, dass es das war und schicke ihr noch ein Foto von dem Gewebe. Sie bestätigt mein Gefühl.
Während diesem Prozess konnte ich Abschied nehmen und es hat mir gut getan zu sehen, dass mein Körper die kleine Geburt erfolgreich gemeistert hat. Ich bin stolz auf meinen Körper, dass er das leisten kann.

Es folgte noch ein abschließendes Gespräch mit Chris und eine Untersuchung beim Gynäkologen, der mir bestätigte, dass alles Schwangerschaftsgewebe abgegangen ist.

Ich danke Chris, dass sie mich und meinen Mann erneut durch diese Zeit begleitet hat. Die Gespräche mit ihr waren immer sehr hilfreich und sie hat uns auf unserem Weg sehr unterstützt.

Abschließend möchte ich noch erwähnen, dass unsere Freunde und Familie bereits von Beginn an von dieser Schwangerschaft wussten, was uns sehr geholfen hat. So haben sich alle zunächst mit uns gefreut, was uns schöne erste Schwangerschaftswochen beschert hat. Als es dann zu früh vorbei war, haben alle mit uns getrauert und waren für uns da. Das hat uns sehr geholfen den Verlust zu verarbeiten.

You are currently viewing Kleine Geburt